Céret, die unscheinbare Schönheit
Auf unserer Reise durch das künstlerische Dreieck in Katalonien hatten wir schon viele Eindrücke entlang der Küste der Côte Vermeille und der Cap de Creus mit den Städten Collioure und Cadaqués gewonnen. Nun führte uns der Weg weg vom Meer ins Hinterland zu den Ausläufern der Pyrenäen. Dort, unweit des dominanten Bergmassivs des Pic de Canigou liegt im fruchtbaren Tal der Tech die nur auf den ersten Blick unscheinbare französische Kleinstadt Céret (der dritte Standort unserer Reise beginnend mit „C“). Céret ist jedoch einzigartiger Ort mit einer besonderern Atmosphäre und hat unser Herz erobert. Das hat viele Gründe.
Céret verfügt über ein mildes Mikroklima und fruchtbare Böden. Kirschbaumplantagen voller reifer Früchte, Weideland, blühende Wiesen und bewaldete Hügel umgaben den Ort bei unserem Aufenthalt, was mich sehr an meine Heimat in der Rheinebene und dem Nordschwarzwald erinnerte. Nach Nordwesten führt das Tal in die Bergwelt der Pyrenäen, während im Süden die salzige Luft der Küste zu schmecken ist. Bei der Anreise fanden wir ausserhalb der Stadt einen schönen Campingplatz mit entspannter Atmosphäre inmitten von Kirschbäumen und Maulbeerbäumen, Heuwiesen und Kuhweiden. Freie Platzwahl und Anmeldung bei Anwesenheit der Gastgeber am Nachmittag, die Innenstadt fußläufig oder mit dem Rad schnell zu erreichen, ein idealer Ort zum entspannen.
Auf dem ersten Spaziergang in die Innenstadt durchquerten wir zuerst den moderneren Stadtrand. Dort herrscht an Schulen und auf den Sportplätzen die alltägliche Betriebsamkeit. Nur wenige Minuten später stehen wir in der Altstadt mit einer Mischung aus breiten Alleen und engen Gassen, mittelalterlichen Gebäuden und eindrucksvollen Bürgerhäusern mit typischer mediterraner Fassade: Stuck, bodentiefe Fenster und kleinen Balkone mit gußeisernem Geländer.
Das Zentrum bildet der „Place des 9 jets“ unter hohen Platanen und dem namensgebenden, achteckigen und von neun Wasserspeiern gespeisten Brunnen aus dem 14. Jahrhundert. Hier herrschte eine unerwarterte Stille, etwas fehlte – das Plätschern des Brunnens! Wegen Wassermangels, bedingt durch die nun schon mehrjährige Dürreperiode mit trockenen Sommern und fehlenden Niederschlägen im Winter sind öffentliche Brunnen im gesamten Ort derzeit stillgelegt. Das Phänomen „La sécheresse“ (Dürre) begleitete uns schon die gesamte Reise und liess die Auswirkungen des Klimawandels konkret Realität werden.
Um den Kern der Altstadt führt einem Ring von breiten Boulevards mit Geschäften, Restaurants und Cafés. Für ein einzigartiges Flair sorgen auch hier weider die hohen, schattenspendenen Platanen und die (trockenen) Wasserkanäle in den Straßen.
Das Licht und die Farben, die Menschen und die Landschaft lockten seit Beginn des 20. Jahrhunderts zahlreiche Künstler – Bildhauer, Maler, Komponisten – auf ihren Reisen an die Mittelmeerküste an. Daher ist es zwar nicht ungewöhnlich, ein Kunstmuseum im Ort zu finden, doch die Vielfalt und Anzahl von Kunstwerken – Matisse, Chagall, Picasso, Miró, Gris, Maillot uvm. – hat mich überrascht und begeistert. Zu alledem kommen noch die Genüsse der französische Küche und regionaler Lebensmittel: Obst, Gemüse, Meeresfrüchte und Pasteten, Wurst und Käse, Wein usw.
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