Ägypten, 1990
Meine Reise durch Ägypten war von einer besonderen Athmosphäre der mit Spannung, Ungewissheit und auch Angst erfüllten Wochen vor dem ersten Golfkrieg im Jahr 1990 geprägt.
Während ich noch mit den ausgelassenen Einheimischen Silvester und den Jahreswechsel in den Strassen von Kairo feierte, zeigte sich in den folgenden Wochen ein von Touristen weitgehend verlassenes Land. Ich empfand das durchaus angenehm, z.B. gab es keine Warteschlangen vor den Pyramiden von Gizeh oder den Königsgräbern im Tal der Könige. Bei den Ägyptern hinterliess das jedoch ernsthafte wirtschaftliche Nöte, weil einfach die Kunden fehlten und vielen Familien daher die Lebensgrundlage der nächsten Tage ungewiss war. Daher dominierte das tägliche Überleben den Alltag der Menschen stärker als das doch als fern empfundene Kriegsgeschehen am Golf von Kuwait.
Dennoch erlebte ich die Faszination der gegenwärtigen Kultur und Lebensart des modernen Ägypten ebenso wie die beeindruckenden Zeugen von vielen tausend Jahren Geschichte: von der Silvesternacht in Kairo über den Sonnenaufgang auf dem Mosesberg und dem Sinai, der Grande Tour zu den Pyramiden, den Gräbern im Tal der Könige, Luxor und Karnak, dem Nildamm und Tempel von Abu Simbel führte mich der Weg zurück über die Abgeschiedenheit der westlichen Oasen Qurna oder Farafra.
Die Reise nach Ägypten war zudem meine erste Flugreise und führte mich zum ersten Mal außerhalb Europas in eine fremde Kultur. Bis dahin war ich nicht besonders weit herumgekommen: etwas Italien, Frankreich und Schweiz. Ich fotografierte auf dieser Reise mit der alten Kamera meines Vaters – einer Revue 400S (Cosina oder Minolta Lizenbau für Quelle) mit 1:2.8 38 mm Objektiv – und hatte noch keine großen fotografischen Ambitionen, außer ein paar Eindrücken einzufangen.
Silvester in Kairo war beeindruckend. Mit zwei anderen Reisenden waren wir zuerst in einem Restaurant, kauften dann eine Flasche Wein, die wir einigermaßen gut versteckt auf einer der bevölkerten Nilbrücken an Mitternacht tranken. Die Nacht endete bei Einheimischen unter der Brücke, die sich immer wieder Bier bringen liessen. Auf der Busfahrt auf den Sinai lernet ich einen Ägypter kennen, mit dem ich am nächsten Morgen den Mosesberg erklomm. Da es bitter kalt war, nahm ich den alten Bundeswehrschlafsack als Jacke – der liess sich nämlich an der Hüfte öffnen und aufrollen.
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