Die Kirschen von Céret

„Les cerises de Céret“, so schön melodisch das auf Französisch klingt, so fruchtig und süß schmecken die „Kirschen von Céret“. Durch das ein milde Mikroklima und fruchtbare Böden reifen die Früchte hier sehr früh im Jahr. Die ersten werden im Mai geerntet und als Werbeaktion an den französischen Staatspräsidenten geschickt. Bei unserem Aufenthalt in dem malerischen Städtchen Céret Anfang Juni war die Erntesaison offiziell schon vorbei. Dennoch hingen viele Bäume noch voller praller reifer Früchte. Dieser Überfluss an Geschmack, Duft und Farbe verkörperte für mich Fruchtbarkeit und Fülle, Reife und Lust.

Auf einer Plantage neben unserem Campingplatz lernte ich Josiane und Albert kennen, die hier Kirschen ernteten. Frühmorgens, vor der Mittagshitze, banden sie sich eine grüne Plastikwanne um, in der die von den Niederstamm-Bäumen gepflückten Süßkirschen landeten, bevor sie in großen Obstkisten für den Transport gesammelt wurden. Ich erinnerte meine Kindheit, in der ich auf meterhohen, wackeligen Holzleitern die oft verwurmten oder aufgeplatzen Kirschen von unseren Hochstamm-Bäumen mühsam in Bastkörbe erntete. Da sah das Pflücken, hier vom Boden aus, schon angenehmer aus. Die Belästigung durch Stechmücken und die Hitze blieb jedoch dieselbe.

Neben den Plantagen mit ihren üppigen Früchten standen dürre und schwarze Baumgerippe, unter denen das Vieh graste. Ich dachte zuerst an einen Brand, doch diese Bäume sind wegen der letzten trockenen Jahre abgestorben. Ohne künstliche Bewässerung war es zuletzt unmöglich, die Obstbäume zu erhalten.