Natur und Kultur in Prats-de-Mollo-la-Preste

Von Céret folgten wir dem Tal der Tech weiter hinein in die Pyrenäen. In Prats-de-Mollo-la-Preste fanden wir einen gemütlichen Campingplatz der lokalen Gemeinde. Die Plätze von französischen Gemeinden sind oft einfach ausgestattet, aber sauber und vor allem authentisch: bei unserer Ankunft spielten die Betreiber mit ihren Gästen Boule und empfingen uns ganz unaufgeregt – erst einmal Ankommen und einen Platz aussuchen, das Formale wird später geklärt.

Prats-de-Mollo-la-Preste ist ein charmantes mittelalterliches Städtchen in den französischen Pyrenäen. Der Kurort liegt nahe der spanischen Grenze am Passübergang „Col d’Ares“ und ist umgeben von majestätischen Bergen, die eine idyllische Kulisse für Aktivurlaube wie Erholung bieten. Prats-de-Mollo-la-Preste ist auch immer noch ein Kurort, insbesondere durch den Ortsteil La Preste-les-Bains, der etwa 7 Kilometer vom Hauptort entfernt liegt.

Die Thermen von La Preste sind berühmt für ihre heilenden Quellen, die bereits im Mittelalter genutzt wurden. Sie machen Prats-de-Mollo auch heute noch zu einem Anziehungspunkt für Kurgäste und Wellnessliebhaber, auch wenn die besten Zeiten vorbei sind und das Ensemble etwas heruntergekommen wirkt. Unser Nachbar auf dem Campingplatz kam jedoch extra aus dem Elsass zur Kur hierher, denn die Kurprogramme werden von der französischen Sozialversicherung unterstützt.

Die Altstadt von Prats-de-Mollo lädt mit engen, gepflasterten Gassen, bunten Fassaden und kunstvollen Details zum Flanieren ein. Das historische Ambiente von Stadtmauern und Stadttoren versetzt die Besucher in vergangene Jahrhunderte zurück, als der Ort von strategischer Bedeutung für die Sicherung des Verkehrs über den nahegelegenen Grenzübergang war. Der Hauptplatz ist von Cafés und Geschäften umgeben und ein idealer Ort, um bei einem Kaffee die Atmosphäre der Stadt zu genießen. Die imposante Kirche Saintes Juste et Ruffine im Herzen der Stadt ist ein Meisterwerk der gotischen Architektur. Die Kirche Saintes Juste et Ruffine wurde im 13. Jahrhundert erbaut, aber ihr heutiges Aussehen erhielt sie durch Umbauten und Erweiterungen im 17. Jahrhundert. Ihr massiver Glockenturm, die wehrhaften Außenmauern und die kunstvollen Innenräume mit Fresken und Altären laden zum Staunen und Verweilen ein.

Die hölzernen Türen sind besonders beeindruckend und stellen ein bedeutendes kunsthistorisches Element dar. Sie gehören zu den bemerkenswertesten Werken der katalanischen Schnitzkunst. Sie haben stabile Schlösser, sind aus massivem Holz gefertigt und mit detaillierten Schnitzereien verziert. Diese Kunstwerke zeigen geometrische Muster. Die Feinheit der Ausarbeitung und die Symmetrie der Motive zeugen von der hohen Kunstfertigkeit der damaligen Handwerker. Viele der Darstellungen auf den Türen haben eine symbolische Bedeutung. Die Gestaltung der Türen zeigt den Einfluss der barocken Kunstbewegung, die für ihre Opulenz, Dynamik und Detailfülle bekannt ist. In der ländlichen Region von Prats-de-Mollo war eine solche prächtige Ausführung besonders außergewöhnlich. Trotz ihres Alters sind die Türen in erstaunlich gutem Zustand. Ihre handwerkliche Qualität und der Schutz durch die Kirche haben sie vor den Einflüssen von Zeit und Witterung bewahrt.

Hinter der Kirche führt ein langer, ummauerter Wehrgang, wie ein Tunnel und zunehmend steiler werdend, zur dem hoch über der Stadt thronenden Fort Lagarde. Es wurde im 17. Jahrhundert von Vauban, dem berühmten Militärarchitekten Ludwigs XIV., erbaut. Die Festung sollte die spanische Grenze sichern und Prats-de-Mollo vor Angriffen schützen. Heute können Besucher die gut erhaltene Anlage besichtigen und von den Festungsmauern aus einen spektakulären Blick auf die Pyrenäen und das Tal genießen.

Die Gemeinschaft von Prats-de-Mollo bietet eine faszinierende Mischung aus katalanischer und französischer Kultur. Märkte, Feste und traditionelle Veranstaltungen spiegeln die regionale Identität wider. Besonders das „Fest des Bären“ (Fête de l’Ours), das im Februar gefeiert wird, zieht zahlreiche Besucher an.

Umgeben von den Pyrenäen ist der Ort ein Paradies für Wanderer, Radfahrer und Naturfreunde. Der nahegelegene Nationalpark bietet zahlreiche Wanderwege, die durch atemberaubende Landschaften führen. Als Höhepunkt gilt die Besteigung des Pic de Canigou. Prats-de-Mollo-la-Preste ist ein unvergleichliches Reiseziel, das Geschichtsinteressierte, Naturliebhaber und Kulturfreunde gleichermaßen begeistert. Die Kombination aus beeindruckender Architektur, faszinierender Geschichte und atemberaubender Natur macht die Stadt zu einem lohnenden Ziel für einen Ausflug oder eine längere Entdeckungstour. Besonders für Fotografen bietet der Ort eine Fülle an Motiven – von den schattigen Gassen der Altstadt bis hin zur erhabenen Festung und der grandiosen Berglandschaft.