Herbstwanderungen im Puez-Geisler Naturpark

Die Schlüterhütte Rifugio Genova vor verschneiten Bergen und Felsgipfeln der Puez-Geisler-Gruppe in den Dolomiten, Südtirol, Italien

Nach einem ersten herbstlichen Schneefall Ende September war ein kurzes Fenster mit Schönwetter und Sonnenschein vorhergesagt. Eine Nacht wollte ich auf der Schlüterhütte, auf 2.300 m am Übergang von Campill ins Villnößtal, verbringen. Sie ist ein zentraler Stützpunkt für Touren am und auf den Peitlerkofel, den Villnößer Geisler sowie den Puez- und Geislerspitzen, liegt aber auch auf dem Dolomiten Höhenweg Nr. 2 und dem Fernwanderung München – Venedig.

Wanderer im Sonnenschein vor einer verschneiten Landschaft mit dem Heiligkreuzkofel in der Fanes-Sennes-Prags Gruppe in den Dolomiten im Herbst, Südtirol, Italien

Als Aufstieg wählte ich den Weg durch das Mühlental, vorbei an den rustikalen Wassermühlen und den Jahrhunderte alten Bauernhöfen der Weiler Misci und Seres, die alle zu den historischen Sehenswürdigkeiten von Campill gehören. Über einen zunehmend steilen Weg erreichte ich die Hochfläche der Petzesalm und Peitlerwiesen. Von hier genoß ich erstmal das weite Panorama der Gipfel der Fanes-Sennes-Prags-Gruppe hinter dem Gadertal bis hin zum Valparola-Pass und den Cinque Torri am Horizont.

Abendsonne strahlt durch Wolken auf eine bunte Herbstlandschaft der Dolomiten mit Gampenalm, Geisleralm, Raschötz, Seceda und Geislerspitzen der Puez-Geisler-Gruppe, Villnößtal, Südtirol, Italien

Auf dieser Höhe lag zwar wenig Schnee, aber mangelnde Kondition, unsichere Wegbedingungen und ein Gipfel in Wolken liessen mich von dem Abstecher auf den Gipfel des Kleinen Peitlerkofels absehen. Stattdessen ging ich über das Kreuzkofeljoch direkt zum Zendleser Kofel, einem Aussichtsberg mit einem beeindruckenden Rundum-Panorama auf 2.421 m. Nun lichteten sich auch zunehmends die vormals noch tiefen Wolken und die Sonne erwärmte Herz und Glieder an diesem kalten Herbsttag in den Dolomiten.

Herbstliche Bergwälder, Felsen, Schrofen und Gipfel der Villnößer Geisler Gruppe oberhalb des Villnößtals in den Dolomiten, Südtirol, Italien

Direkt unter mir lag das Tagesziel, die Schlüterhütte. Dahinter erhoben sich im Süden der Sobutsch und die Bergketten der Puezspitzen und Geislerspitzen mit den markanten Übergängen durch steile Geröllscharten, sowie den beiden höchsten Gipfeln – der Furchetta und dem Sass Rigais. Im Norden ragt der Peitlerkofel und die Kette der Villnößer Geisler, über die gut sichtbar der Günther-Messner-Steig verläuft, auf. Im Westen waren die Gipfel der Sarntaler Alpen und Ortlergruppe weit hinter dem Eisacktal gut zu erkennen. Im Osten ragt die gesamte Gruppe der Fanes-Sennes-Prags-Gruppe auf – so bekannte Gipfel wie Seekofel, Neunerspitze, Zehnerspitze, Heiligkreuzkofel, Conturines, Lagazuoi, Piz de Lavarella bis hin zu den Tofane mit der Tofana di Rozes.

Ausblick durch ein Fenster in der Gaststube der Schlüterhütte auf das Villnößtal und die Sarntaler Alpen, Dolomiten, Südtirol, Italien

Nachdem ich das Umfeld der Hütte etwas erkundet hatte, meldete ich mich an und bezog ein Zimmerlager. Die Hütte hatte sich in der Pandemie mit einem Hygienekonzept gut organisiert – Desinfektionsmittel wurden bereitgestellt und eine geringere Kapazität für Gaste sorgte für den notwendigen Abstand im Gastraum – Maskenpflicht war obligatorisch. Dennoch verlor die Hütte nichts von ihrer Gastfreundlichkeit, Gemütlichkeit und Herzlichkeit des Teams der Hütte.

Die verschneiten Geislerspitzen vor dramatischen Wolken leuchten golden in der Abendsonne beim Sonnenuntergang in den Dolomiten im Herbst, Südtirol, Italien

Das warme, sanfte goldene Licht der sinkenden Abendsonne konturiert die scharfen Kanten der Felsbänder, Grate und Gipfel und bringt den Dolomit zunehmend zum Leuchten, die Schneedecke schafft zusätzlich interessante Kontraste. Die Wolken bilden dramatische Schichten am Abendhimmel und der Sonnenuntergang beglückt mit einem schon klischeehaft dramatischen Spiel von Farben, Licht und Schatten. Ich konnte  mich kaum von diesem Schauspiel trennen, doch musste ich rechtzeitig, bevor die Küche in der Schlüterhütte schliesst, zum Abendessen zurück sein – sonst wäre ich hungrig ins Bett gegangen. Doch schliesslich brauchte ich Kraft für den zweiten Tag der Rundwanderung, die nach einem farbenfrohen Sonnenaufgang über Sobutsch und Medalgesalm zurück nach Campill führte.

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  1. […] in die Tiefe. Dahinter leuchteten das Sellamassiv und die Marmolada, nach Nordwesten waren die Puez-Geisler-Gruppe und der Alpenhauptkamm zu sehen. Ich meine sogar das Becherhaus, dass ich vor einigen Jahren […]

  2. […] in der Schlüterhütte war zwar nicht beheizt, aber dicke Daunendecken und die Müdigkeit nach dem Aufstieg von Campill liessen mich tief, weich und warm schlafen. Es gibt ja nur den einen Moment der Überwindung, wenn […]

  3. […] ich nach der Rundwanderung zur Schlüterhütte und dem beeindruckenden Sonnenaufgang über den Geislerspitzen den schweren Rucksack im Auto […]

  4. […] den drei Tourentagen im Puez-Geisler Naturpark –  zur Schlüterhütte, über die Medalgesalm nach Campill zurück sowie auf den Zwölferkofel – hatte ich für die […]

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