Reise ins herbstliche Florenz
Das herbstliche Florenz lockt mit für Stadtbesichtigungen angenehmen Temperaturen und weniger Touristen als zur Hochsaison, auch wenn „weniger“ immer noch eine recht belebte Altstadt und große Gruppen vor und in den Sehenswürdigkeiten bedeuteten. Der Anlass für meine Reise in die Toskana war zwar das Fotoprojekt mit dem Dom Santa Maria del Fiore, doch darüber hinaus gab es noch so viel mehr in der Stadt zu sehen.
Nach der Erkundung des Doms schlenderte ich durch die Altstadt und zur Piazza della Signoria, dem Wohnzimmer der Stadt und Treffpunkt für Besucher aus aller Welt. Die Proportionen und der Baustil des „Alten Palasts“ mit dem hoch aufragenden Turm begeistert mich jedesmal von neuem. Der architektonische Stil ist – wie beim Dom – eine beeindruckende Mischung aus romanischen, gotischen und Renaissance-Elementen. Auch hier waren wieder einige der berühmtesten Architekten ihrer Zeit tätig, z.B. Arnolfo di Cambio, Michelozzo di Bartolomeo und Giorgio Vasari.
Ein großer Anziehungspunkt ist auch die Kopie der David-Statue von Michelangelo. Ich erinnere, wie ich mit 19 Jahren, auf meiner ersten Reise nach Italien, ehrfürchtig vor der wohl definierten und proportionierten Statue des Jünglings stand. Ähnlich erging es Sam Anderson, wie ich aus seinem informativen Reisebericht über Florenz und die David-Statue in der SZ gelesen hatte.
Dem Blick zur Sonne gerichtet schien sich die nackte Figur nach den wenigen Stunden Sonnenlicht der kühleren Jahreshälfte zu sehnen, da direkte Sonnenstrahlen nur noch um die Mittagszeit zwischen den Gebäuden der Uffizien auf den Körper fielen.
Schliesslich verbrachte ich den frühen Abend mit dem Sonnenuntergang am Flußufer des Arno und dem Blick auf die berühmte „Alte Brücke“ (Ponte Vecchio). Über dem mittelalterlichen Brückenbogen liegen aneinandergereiht kleine Geschäfte, deren Rückseite wie Balkone über die eigentliche Brücke hinausragen. Über die Stockwerke mit den Geschäften verläuft der zuletzt wieder zugänglich gemachte Vasari-Korridor, der den Palazzo Vecchio mit dem Palazo Pitti verbindet.
Das Ocker, Gelb und Orange der Farben der Fassaden leuchtet in der goldenen Abenddämmerung umso intensiver. Darüber erhob sich als Kontrast bald der Erdschattenbogen mit roten und purpurfarbenen Tönen, die langsam in das Nachtblau wechselten. Am Ende übergoß das helle Mondlicht die Stadt mit einem silbrigen Schleier.
Von meinem Standpunkt auf der Ponte Santa Trinita sah ich nicht nur dieses unvergleichliche Panorama, ich konnte auch die zahlreichen professionellen Fotografen beobachten, welche ihre Kunden – vorwiegend asitische junge Paare auf Hochzeitsreise – vor diesem beeindruckenden Hintergrund posieren liessen.
In den Luxus-Boutiquen und Geschäften der Fußgängerzone herrschte auch zu diesem Zeitpunkt weiterhin Betrieb. Es waren viele internationale Touristen in der Stadt. Auch in Florenz spürt man den internationalen Trend, die Reisesaison im Herbst bis in den November hinein zu verlängern und einen Besuch in den übervollen und zu heißen Sommermonaten Juli und August zu meiden.
Vorbei am belebten Domplatz ging es zurück zum Campingplatz und dann früh in den warmen Schlafsack, da ich am kommenden Morgen die Altstadt in der Dämmerung erleben wollte. Glücklicherweise fuhr der erste Bus schon ausreichend früh vom Camping in die drei Kilometer entfernte Altstadt.
Ich betrat rechtzeitig zum ersten Tageslicht die weite und noch stille Piazza della Signoria mit ihren Palästen und Kunstwerken. In Hamburg gibt es ja eine Polizeikommissariat namens „Davidwache“ (nach ihrem Standort Davidstraße). Passt solch eine Bezeichnung hingegen nicht viel besser auf jene Polizisten, die bei der (Kopie der) David-Statue Nachtwache hielten?
Weiter ging es zur Ponte Vecchio, wo diesmal die meditteranen Farben der östlichen Seite der Brücke in der Dämmerung leuchteten. Mein Ziel war erneut die Santa Trinita Brücke, da zur Zeit meiner Reise die Sonne genau hinter der Ponte Vecchio aufgehen würde. Als schliesslich die Sonne hinter den Hügeln des Chianti hervorkam, kamen auch wieder die professionellen Fotografen mit klassisch in Anzug und Kleid gekleideten Paaren für ihre Honeymoon-Shootings. Personen mit wallenden, bunten Kleidern, wie beim Flying-Dress-Shootings auf Santorini habe ich nicht gesehen.
So begann ein erlebnisreicher Tag in Florenz, an dem ich mich fotografisch intensiv mit dem Dom auseinandersetzte. Ich stieg auf die Kuppel und den Glockenturm und machte Aufnahmen der Fassaden dem Lauf der Sonne folgend. Dennoch blieb mir viel Zeit für die Entdeckung des florentiner Flairs in weiteren Teilen der Stadt.
Auch diesmal habe ich keinen Besuch bei den Kunstwerke in den Uffizien geschafft und Sehenswürdigkeiten wie die Basilika San Lorenzo auslassen müssen. So gibt es genug Anlass für eine erneute Reise nach Florenz. Doch vor einem solch langfristigen Vorhaben stand kurzfristig die Rückfahrt über die Alpen und die Tour zum Federa-See in den herbstlich gefärbten Dolomiten bevor.















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