Der Dom Santa Maria del Fiore in Florenz
Für meine Reihe der sakralen „Multiperspektiven“ – Collagen wollte ich unbedingt den Dom Santa Maria del Fiore in Florenz fotografieren – er steht historisch wie baugeschichtlich in Beziehung zu den Aufnahmen aus Lucca, Siena und Pisa. Anfang November 2025 hatte ich Zeit, das Wetter sollte Sonne satt, noch herbstliche Temperaturen zwischen 10 Grad nachts und bis zu 20 Grad tagsüber bieten. Auch wenn man dann abends nicht mehr gemütlich auf den Außenterassen der Bars und Restaurants sitzen kann, sind die Temperaturen eher angenehm für ausgedehnte Touren in der Stadt. Mein letzter Aufenthalt vor 15 Jahren fand bei 36 Grad im Sommer statt – tagsüber unerträglich.
Früher gab es einen kleinen Campingplatz neben dem Piazzale Michelangelo, stadtnah und direkt am schönen Aussichtspunkt über der Stadt. Der Platz war klein, eng, an einem steilen Hang und eher für Zelte als Campingfahrzeuge geeignet. Dort übernachtete ich einst bei meinen ersten Trips 1988/89 in die Toskana. Er wurde irgendwann der aktuellen Nachfrage nicht mehr gerecht und dann geschlossen. Als Alternative gibt es heute den moderne Campingplatz „hu“. Er liegt rund 3 km östlich von der Stadmitte entfernt am Arno, hat flache, geräumige Parzellen, ist ganzjährig geöffnet und optimal an den Nahverkehr angebunden. Die Buslinie 14 zwischen Santa Maria Maggiore und Il Girone verkehrt mehrfach pro Stunde, hält direkt am Campingplatz und benötigt je nach Verkehr rund 15 Minuten. So konnte ich mit der gesamten Fotoausrüstung bequem in die Stadt gelangen. DIe Buslinie bot mir als Frühaufsteher auch schon eine frühe Verbindung für einen Stadtrundgang in der Morgendämmerung.
Meine erste Annäherung an den Dom erfolgte direkt nach der Anreise noch am frühen Nachmittag. Nach der kurzen Busfahrt ging ich zu Fuß durch die engen Straßen der Altstadt. Plötzlich erschien die Fassade des Doms im Blickfeld einer Straßenflucht,. Sie überragte alle umliegenden Gebäude und reflektierte die warme Abendsonne in die schattige Straße. Hier liessen sich die enormen Ausmaße des Bauwerks, immerhin Europas viertgrößte Kirche, schon erahnen. Einen optimalen Eindruck über den gewaltigen Umfang der Gebäudegruppe aus Taufkirche (Baptisterium), Glockenturm (Campanile) und Kirchenschiff mit der Kuppel erhielt ich hingegen von oben.
Die Aussichtsterasse des Piazzale Michelangelo auf der anderen Talseite war ein solcher Ort und zeigte, wie der Dom die Silhouette der Stadt dominiert. Ein Aufstieg auf den Campanile empfahl sich, um die Details der Fassade des Kirchenschiffs sowie die darüber hoch aufragende Wölbung der Kuppel aus der Nähe zu Bestaunen. Der Aufstieg auf die Kuppel selbst offenbarte den am nächsten Blick auf das riesige Fresko im Innern sowie im Treppengang innerhalb der zweischaligen Kuppelwände einen Einblick in die meisterliche Bautechnik. Natürlich lohnte allein der Ausblick über die gesamte Stadt schon die über 400 Treppenstufen und 100 Höhenmeter.
Für die Tour auf die Kuppel muss für einen bestimmten Tag und Uhrzeit ein Ticket vorab gebucht werden, da die Anzahl der Personen aus Gründen der Sicherheit und des Platzes auf der engen Treppe begrenzt ist. Die Dauer ist ebenfalls auf 45 Minuten beschränkt. Von Herbst bis Frühjahr ist sogar ein Aufstieg zum Sonnenuntergang am frühen Abend innerhalb der Öffnungszeiten möglich. Für den Campanile muss zwar nicht vorgebucht werden, und es gibt auch keine zeitliche Begrenzung, jedoch sind zu besonderen Zeiten wie dem Sonnenuntergang mit längeren Warteschlangen und -zeiten zu rechnen.
Während andernorts in der Toskana – Pisa, Siena, Lucca – im 11. Jahrhundert bereits prächtige Dome und Kirchen errichtetet wurden, standen in Florenz nur die Basilica di San Lorenzo und das Baptisterium sowie die Vorgängerkirche des heutigen Doms, Santa Reparata. Um diese Bauwerke zu übertreffen, wurde Ende des 13. Jahrhunderts mit dem Bau des Doms begonnen.
Das Ensemble vereint durch die Jahrhunderte lange Bauzeit dabei viele Architekturstile und Kunstepochen. Im Untergrund finden sich Fundamente, Pflastersteine oder Mosaiken bis hin zu den Römern. Das Baptisterium wird dem Stil der Romanik zugeordnet, wegen seiner Anlehnung an antike Gebäude und der ornamentalen Marmorverkleidung aber auch als Vertreter der Vor-Renaissance bezeichnet. Der Glockenturm und der Dom selbst sind der Gotik zuzuordnen. Am Bau waren einige der zu ihrer Zeit bedeutendsten Architekten, Bildhauer, Maler oder Künstler beteiligt, z.B. Arnolfo di Cambio, Filippo Brunelleschi, Giorgio Vasari, Giotto di Bondone oder Lorenzo Ghiberti.
Das sprichwörtlich herausragendste Element des Doms ist seine riesige Kuppel. Sie sollte alle damaligen Vorgänger übertreffen und die wieder aufstrebende Macht und Bedeutung der Stadt repräsentieren. Der Durchmesser des Gewölbes beträgt 42 m setzt in einer Höhe von 52 Metern auf, damit sollte sie die breiteste und höchste jemals errichtete Kuppel werden. Das stellte den Architekten Brunelleschi vor einige technische, finanzielle und statische Herausforderungen, die mit innovativen Ansätzen gelöst wurden. So vollendete er ein gotisch geplantes Bauwerk mit Ideen, Techniken und einzelnen Elemente am Übergang zur Renaissance. Brunelleschi vollendete später sein erstes wirkliches Renaissance-Bauwerk mit dem Umbau der mittelalterlichen Kirche Basilika di San Lorenzo in der Nachbarschaft des Doms.
Um möglichst vielfältige Kompositionen und Lichtstimmungen zu bekommen oder den Schattenwurf der umliegenden Gebäude und Lichteinfall zu berücksichtigen, bin ich zu unterschiedlichen Zeiten wiedergekommen. Wenn dann noch ein Fast-Vollmond mit seinem hellen, silbrigen Licht in der Nacht das klare mediterrane Tageslicht ergänzt, fand ich ideale kreative Voraussetzungen.












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[…] der Reise nach Florenz hing ich auch dem Rückweg über die Alpen noch einen Aufenthalt in den herbstlichen Dolomiten an. […]
[…] war weicher, doch die Tage kürzer. Der Anlass für meinen Besuch war zwar das Fotoprojekt mit dem Dom Santa Maria del Fiore, doch darüber hinaus gab es noch so viel zu […]
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