Panoramablick in den Ampezzaner Dolomiten

Cortina d’Ampezzo wird von mehreren prominenten Berggruppen eingerahmt, z.B. Cristallo, Sorapis, Tofane, Antelao, Nuvolau oder Croda da Lago. Sie werden auch Ampezzaner Dolomiten genannten. Viele kurvenreiche Passtraßen mit herrlichen Aussichten auf die alpine Landschaft führen in das Becken von Cortina im Tal des Boite, der nach Süden in den Piave fliesst.

Von Westen sind das der Falzarego-Pass und der Giau-Pass. Am Falzarego quert die Straße direkt unterhalb der Gipfel der Tofane und des Lagazuoi sowie der sanft ansteigenden Hänge des Averau. Der Passo di Giau wird von niedrigeren Felswänden des Ra Gusela, Averau und Nuvolau überragt. Auf der südlichen Seite des Passo di Giau liegt, nur wenige Gehminuten den Hang hinauf entfernt, ein frei stehender, grasbewachsener Höhenzug mit einem großartigen Dolomiten-Panorama.

Nach den eindrucksvollen Erlebnissen am vorherigen Tag, mit der Wanderung durch die herbstlich bunten Lärchen und Latschenkieferwälder unterhalb von Averau und Nuvolau, fuhr ich nach dem Abstieg vom Gipfel das Lagazuoi hinüber zum Passo di Giau. Die kurvenreiche, schmale Straße zweigt oberhalb Cortina nach Süden ab, führt zuerst durch herrliche Bergwälder, dann über die Baumgrenze hinauf in Wiesenhänge, überragt von den Felstürmen und -bändern der umgebenden Bergmassive der Dolomiten. Die Landschaft weitet sich und ermöglicht Aussichten auf die ferner stehenden Berggruppen wie Sella, Marmolada, Puez-Geisler, Pragser Dolomiten oder Pala.

An der Passhöhe selbst herrscht noch reger Verkehr: die herausfordernde Steigung der Strecke ist ein Klassiker für ausdauernde Radfahrer. Motorradfahrer geniessen lautstark die kurvenreiche Strassenführung ebenso wie Sportwagenfahrer. Die schleichenden Wohmobile werden dabei als herausforderndes Überholmanöver betrachtet. Die Sonnenterasse des Cafes ist bei diesem Traumwetter daher gut gefüllt, die Wanderparkplätze entlang der Straße ebenfalls. Nach und nach füllen sich auch die Plätze auf dem Höhenzug mit weiteren Fotografen. Die Stative werden ausgefahren und gemeinsam erlebten wir ein beeindruckendes Farbenspiel im Übergang von der Abendsonne und der Dämmerung nach Sonnenuntergang. Der fand heute direkt an der Marmolada statt.

Bald leerte sich der Parkplatz und zurück blieben nur einige wenige Camper und vor allem – Stille. Wäre da nicht ein rücksichtsloser Nachbar gewesen, der später in der Nacht ohne Abstand direkt neben mir mit seinem Campingbus parkte und die ganze Nacht die zischende, brausende Standheizung laufen liess. Die Nacht war nämlich – wie erwartet – frostig, mit einem beeindruckend klaren Sternenhimmel und erneut sehr kurz, da der Wecker erneut früh vor der Morgendämmerung klingelte. Doch 2 Stunden später als am Vortag, an diesem Morgen waren es ja nur wenige Minuten zum Aussichtspunkt am Pass.