Über das Ramoljoch ins Bergsteigerdorf Vent
Nach dem Aufstieg auf das Ramolhaus lichteten sich die Wolken am Vorabend bereits für einen kurzen Blick auf die Gipfel- und Gletscherwelt im Gurgler Tal. Daher stieg die Vorfreude auf den Übergang über das Ramoljoch ins Venter Tal am nächsten Tag. Später am Abend begann es jedoch zu schneien, so dass wir mit gemischten Gefühlen ins Bett gingen.
Der Schneefall markierte deutlich den Übergang in den bevorstehenden Herbst. Gerade diese Übergangszeit macht für mich immer eine besondere Atmosphäre in den Bergen aus. Das Team vom Ramolhaus bereitete bereits die Winterruhe der Berghütte vor. Es waren die letzten geöffneten Tagen der Sommersaison. Ich stand also früh auf, um die Morgendämmerung und den Sonnenaufgang zu erleben. Auf der Terasse lagen mehrere Zentimeter Neuschnee. Die Sicht war gut und ich blickte auf ein frisch verschneites Panorama im ersten schwachen Glimmen des Sonnenaufgangs.
Im Tal waren die Lichtern von Obergurgl und Hochgurgl erkennbar. Dahinter ragten die Gipfel der Stubaier Alpen auf. Nach Süden lagen die Gipfel von Hochwilde, Hoher First, Langtalerjochspitze, Seelenkogel in der Kette am Alpenhauptkamm. Die westlich gelegenen Hänge von Karlesspitze, Schalfkogel, Firnisanschneid oberhalb des Gurgler Ferners zeigten das erste rötliche Alpenglühen der Dämmerung. Bald begannen Wolken und Himmel in einem fast unwirklichen Farbenspiel zu leuchten.
Für unseren Aufstieg auf das Ramoljoch hiess es noch warten, bis die Sonne und die Temparaturen etwas gestiegen waren. Dadurch schmolz der Schnee teilweise ab und erleichterte die Wegfindung beim Aufstieg über Geröll und Felsen auf das Ramoljoch. Ich spürte bereits die dünnere Luft und war froh, nur rund 200 Meter Aufstieg vor mir zu haben. Die letzten Höhenmeter über Fels sind mit Seilen und Stahltritten versichert. Schliesslich standen alle Teilnehmer der Gruppe, inklusive Hund Ragna, auf dem Ramoljoch (3.186 m) und blickten erstmals nach Westen ins Venter Tal. Der weitere Weg führt nun umgekehrt über mehrere Vegetationszonen, von Schnee, Eis und Fels über Geröll- und Grashänge, Almen und Bergwald hinunter in den Talgrund.
Vent ist eines der Bergsteigerdörfer, die sich nachhaltigem Tourismus verschrieben haben. Vent ist Ausgangspunkt zu zahlreichen Gipfeln, z.B. Wildspitze oder Weißkugel, und Talübergängen, z.B. dem Similaun (wo man die Leiche von Ötzi gefunden hat), Hochjoch und Hintereisjoch. Diese Landschaft lag nun vor uns, viele Inspirationen für kommende Touren. Doch zuerst stand noch der lange Abstieg und Fahrt zurück zum Auto nach Obergurgl bevor, immerhin 26 Kilometer Entfernung. Im Ötztal besteht ein gutes Netz an Busverbindungen in die Täler und Startpunkte der Wanderungen. Wer es schneller oder individuell haben will, für den gibt es auch noch das Taxi.
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