Über den Geigelstein auf die Rossalm
Die Wanderung auf den Geigelstein war der Auftakt zu einem ereignisreichen Spätsommertag in den Chiemgauer Alpen. Die ersten Meter vom Wanderparkplatz bei Huben im Priental führten steil durch dichten, noch kühlen Bergwald. Über den Jägersteig gewann ich rasch an Höhe und erreichte bei der Wirtsalm erstmalsoffenes Wiesengelände und die wärmenden Sonne. Im Süden lichteten sich die Morgennebel über dem Kaisergebirge und dem Kaiserwinkel. Der Pfad führte an den Hütten der Schreckalm vorbei und nach einer Biegung nordwärts sah ich nun auch den Gipfel des Geigelstein (1.808 m) in der Morgensonne leuchten.
Aus den feuchten Wiesen und dampfigen Wäldern stiegen erste Nebelschwaden und Wolkenfetzen auf. Ich passierte zwei weitere Almen, die Sulzingalm und Oberkaseralm, bevor der letzte Anstieg über den Sattel zum Rossalpenkopf und die Westflanke zum Gipfel des Geigelstein führt. Das Gebiet um den Geigelstein ist seit 1991 ein Naturschutzgebiet. In den angrenzenen Gemeinden liegen mit Sachrang und Schleching gleich zwei Bergsteigerdörfer, welche sich einem nachhaltigen, ursprünglichen Tourismus im Einklang mit Tradition und Kultur verschrieben haben. Viele Almen im und um das Naturschutzgebiet Geigelstein haben sich dem Bergbauernmodell Sachrang angeschlossen. Damit sorgen sie für den Erhalt der Kulturlandschaft Alm, d.h. sia halten die Flächen offen und bewahren die natürlichen Lebensgrundlagen für eine einzigartige Artenvielfalt zahlreicher Tiere und Pflanzen.
Die morgendliche Stille wird plötzlich vom Lärm eines Motors beendet. Ich denke zuerst an eine Motorsäge, doch von oben sehe ich einen Mann mit einem geländegängigen Motorrad über die Wiesenhänge zur Priener Hütte abfahren. Über Ziel und Zweck der Fahrt sollte ich später am Tag noch Genaueres erfahren.
Leider hat sich der zweithöchste Gipfel des Chiemgaus während des letzten Abschnitts des Aufstiegs nach und nach in von den aufsteigenden Luftschichten gebildeteten Quellwolken verhüllt, so dass die vielgerühmte Aussicht entfiel. Schade, doch mein eigentliches Ziel für heute war die Rossalm, auf 1.692 m Höhe eine der höchstgelegenen Almen in Deutschland, wo ich die Almbauern und ihre Familien besuchen wollte. So folgte ich kurz dem Aufstiegsweg zurück zum Sattel und querte westlich des Rossalpenkopfs durch Latschenkiefern und Wiesengelände, das immer wieder vollständig in Wolken verhüllt eine Leere, Stille und Weite vermittelte. Über einem Wiesenhang abwärts steigend lichteten sich die Wolken schliesslich und nach einer Biegung stand ich direkt vor der urigen Almhütte.
Trackbacks & Pingbacks
[…] dem Aufstieg auf den Gipfel des Geigelstein erreichte ich mein Tagesziel, die Rossalm. Sie umfasst rund 50 Hektar und liegt auf einer Hochebene […]
[…] So brachte mich der Zufall in diesem Jahr gleich auf Touren in drei Bergsteigerdörfern – Sachrang, Kreuth und […]
Hinterlasse einen Kommentar
An der Diskussion beteiligen?Hinterlasse uns deinen Kommentar!