Ribeauvillé – Zwischen Reben, Ruinen und Romantik
Durch sattgrüne Hügel voller Weinreben fuhren wir die letzten Kilometer, bis schließlich die bunten Fachwerkhäuser von Ribeauvillé das Ziel unserer ersten Etappe dieser Reise auf der südlichen Weinstraße im Elsass ankündigten. Meine Heimat ist der Nordschwarzwald, so dass wir vor vielen Jahrzehnten des Öfteren im nördlichen Elsass zum Wandern, Radfahren oder einfach zum Flammkuchenessen zu Besuch waren. Bis ins südliche Elsaß in die Gegend um Colmar hatten wir es nie geschafft und sehenswerte Orte wie Ribeauvillé, Riquewihr, Colmar, Kaysersberg und Eguisheim somit verpasst – das sollte sich nun ändern.
Ribeauvillé liegt am Übergang der Rheinebene zu den hohen Gipfeln und engen Tälern der Vogesen. Die sanften Rebhänge steigen hinter dem Ort rasch an und führen hinauf zu den dichten Mischwäldern der Vogesen, wo auf einem bewaldeten Höhenrücken drei Burgruinen thronen: Ulrichsburg (Château de Saint-Ulrich), Girsberg und Hohrappoltstein. Diese steinernen Zeugen einer bewegten Vergangenheit sind über gut ausgeschilderte Wanderwege erreichbar und bieten herrliche Ausblicke auf die Weinberge, die Rheinebene – und bei klarem Wetter bis hinüber zum Schwarzwald.
Die drei Burgen waren einst der Stammsitz der Herren von Ribeaupierre (Rappoltstein), eines der mächtigsten Adelsgeschlechter im Elsass. Die Ulrichsburg, im 11. Jahrhundert erbaut, war dabei die Hauptfestung und wurde über Jahrhunderte weiter ausgebaut. Die kleineren Burgen Girsberg und Hohrappoltstein kamen später hinzu, als die Familie sich aufteilte. Noch heute kann man vorbei an zinnenbewehrte Mauern gehen und den Bergfried der Ulrichsburg erklimmen – mit dem Wind, der durch die Ruinen streicht, und dem Blick über die historischen Städte, lässt sich ein Hauch von Mittelalter fast körperlich spüren.
Die Altstadt von Ribeauvillé ist ein stätdebauliches Kleinod. Sie zeichnet sich durch zahlreiche gut erhaltene Häuser aus dem 16. und 17. Jahrhundert aus, viele mit typisch elsässischem Fachwerk, bunter Fassade und reich verzierten Fenstern und Türen. Dazwischen ducken sich noch ältere Bauwerke aus der Zeit der Stadtgründung im 13. Jahrhundert, wie die romanisch-gotische Pfarrkirche Saint-Grégoire-le-Grand, deren Turm noch heute das Stadtbild prägt. Nicht weit entfernt steht der Metzgerturm (Tour des Bouchers), der als Wehr- und Torturm die Grenze zwischen Ober- und Unterstadt, die zeitweise zu unterschiedlichen Herrschaften und Lehen gehörten, markierte und heute das wohl bekannteste Wahrzeichen der Stadt ist.
Ribeauvillé war im Mittelalter auch ein kulturelles Zentrum. Besonders bekannt ist es für seine Tradition der Minnesänger – die sogenannten Pfiffer (Pfeifer). Diese zogen von Burg zu Burg, trugen Lieder und Geschichten vor und wurden von den Herren von Ribeaupierre unter Schutz gestellt. Noch heute erinnert das Minnesängerhaus (Pfifferhüs) mit seinen geschnitzten Figuren an der Fassade an diese Zeit. Alljährlich im September findet das Fest „Pfifferdaj“ statt, ein historischer Umzug mit Musik, Kostümen und lebendiger Geschichtsdarstellung, der zu den ältesten Volksfesten im Elsass zählt.
Unser erster Abendspaziergang durch Ribeauvillé begann am beliebten Stadtgarten und führte am Winzerbrunnen, einem kunstvoll gestalteten Wasserspiel mit Szenen aus dem Weinbau, hinein in die Altstadt. Die Grand’Rue, die langgezogene Hauptstraße, ist das pulsierende Herz des Städtchens. Kopfsteinpflaster, lauschige Plätze, kleine Boutiquen, Winzerkeller und Cafés reihen sich aneinander. Neben der Kornhalle (Halle aux Blés) mit ihren gotischen Vordächern, unter denen einst Getreide gehandelt wurde, steht die Herberge zum Elefanten, ein prächtiges Renaissancehaus, das einst als Poststation diente.
Die Stadtverwaltung stellt eine gut gemachte Broschüre mit Stadtplan bereit, die zu all den herausragenden Kirchen und Kapellen, Brunnen und Bürgerhäusern wissenswerte Details aufführt – ein ideales Werkzeug für den kulturell interessierten Flaneur.
Bald dominierte das Wahrzeichen der Stadt das Bild der zusehends enger werdenden Hauptstraße: der Metzgerturm. Am Place de la République, dem westlichen Ende der Altstadt, lud der zentrale Brunnen zum Verweilen ein. Hier, wo sich Weinliebhaber und Einheimische auf ein Glas Bier, Crémant d’Alsace oder einen Riesling Weißwein treffen, spürt man das gemütliche, weltoffene Wesen des Ortes.
Auf dem Rückweg zum Place de la Sinne und dem barocken Friedrichsbrunnen begleiteten uns die letzten Sonnenstrahlen, die durch die engen Gassen wie durch natürliche Lichtschächte fielen. Einmal schien das Licht genau durch den Spalt zwischen zwei Häusern, dann wieder durch einen kunstvoll geschmiedeten Werbeausleger, der golden glänzte wie ein Zeichen aus einer anderen Zeit. Ribeauvillé, so schien es in diesem Moment, lebt nicht nur von seiner Geschichte – es lebt in ihr.
Der Weinbau in Ribeauvillé hat Tradition und zeugt von guter Qualität
Bei einem Rundgang durch Ribeauvillé kommt man an vielen Weinhandlungen und Direktverküfen der Erzeuger vorbei, kann aber auch oft direkt in den Betrieben der Winzer einen Einblick in die Herstellung des Weins bekommen, bei einer Verköstigung geschmacklich passende Weine finden und dann den Kofferraum mit den Weinkisten füllen.
In Ribeauvillé werden die bekannten traditionellen elsässischen Rebsorten angebaut. Dazu gehören Riesling, Gewürztraminer, Pinot Gris, Pinot Blanc, Muscat, Sylvaner und Pinot Noir, die sowohl als sortenreine Weine als auch in Cuvées (Mischungen) ausgebaut werden. Die Qualität der Weine wird oft als hoch angesehen, wobei jede Rebsorte ihren eigenen, charakteristischen Geschmacksprofil aufweist. Rund um den Ort liegen drei sogenannte „Große Lagen“ Geisberg, Kirchberg und Osterberg.
Die Grands Crus Lagen sind bekannt für ihre einzigartigen Terroirs und Mikroklimata, die die Weine prägen. Die Weine aus diesen Lagen sind oft von hoher Qualität und werden für ihre Authentizität und ihr Lagerpotential geschätzt. Die Weine müssen reinsortig ausgebaut werden, strenge gesetzliche Bestimmungen sollen die Qualität und den Charakter der Weine schützen. Die Qualität der Weine hängt nicht nur von der Rebsorte ab, sondern auch von den Weinbergen (Terroir), dem Klima, der Vinifizierung und den Fähigkeiten des Winzers. Viele Winzer in Ribeauvillé legen großen Wert auf nachhaltige Anbaumethoden und sorgfältige Weinbereitung, was sich positiv auf die Qualität ihrer Weine auswirkt.
Im Elsass werden hauptsächlich Weißweine hergestellt: Riesling, Gewürztraminer, Pinot Gris, Pinot Blanc, Sylvaner und Muscat. Pinot Noir ist die einzige zugelassene rote Rebsorte. Crémant d’Alsace, ein Schaumwein, wird ebenfalls aus Pinot Blanc und Chardonnay hergestellt.
Der Riesling ist bekannt für seine feine Aromatik, Eleganz und Frische. Trocken, elegant, mineralisch mit Aromen von Steinobst wie Pfirsich und Aprikose. Der Gewürztraminer hingegen ist kräftig, aromatisch und oft mit exotischen Fruchtnoten z.B. von Litschi, Rosen und Gewürzen. Der Pinot Gris ist vollmundig und gehaltvoll, kräftig, oft mit Aromen von Honig, reifen Früchten und einem leicht rauchigen Unterton, wohingegen der Pinot Blanc eher mild, frühlingshaft und zart, mit Aromen von Birne und Apfel schmeckt. Der Sylvaner zeichnet einen lebhaften, leicht und erfrischenden Geschmack, oft mit Aromen von grünen Früchten und Blumen. Der Muskateller ist trocken, knackig und intensiv aromatisch mit einem intensiven Duft und Geschmack nach Trauben. Der Pinot Noir ist die einzige relevanter rote Rebsorte im Elsass und ergibt einen frischen, leicht und fruchtig schmeckenden Rotwein.
Neben den genannten Rebsorten gibt es im Elsass auch den sogenannten „Edelzwicker„, eine Mischung aus verschiedenen weißen Rebsorten, sowie den Crémant d’Alsace, einen Schaumwein, der ebenfalls aus elsässischen Rebsorten hergestellt wird.
















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