Schlagwortarchiv für: Berge

Oturere und Waihohonu

Kapitel 4: Ödnis und Lebensfülle

Im Oturere Tal, Tongariro Nationalpark, Nordinsel Neuseeland

Der neue Tag führt mich zuerst auf der Route des Tongariro-Crossing zurück auf die Kraterhochfläche. Das grandiose Naturtheater zeigt heute ein Stück von Shakespearschem Format auf der Bühne der grossen Gefühle. Nachdem der Berg am letzten Tag so freigiebig und stolz seine Schätze zur Schau stellte, hüllt er sich heute in dichte Wolken. Alles erscheint farblos und grau, und an solchen Tagen legt sich ein depressiver Schleier auf mein Gemüt. Die weite Ödnis, verhüllt in Nebelschwaden, erweckt in mir das verzweifelte Gefühl der Einsamkeit und einer Verlorenheit. Seines Sinnes beraubt steht das Hinweisschild für den Blauen See am Wegesrand, von grenzenlosem Grau umgeben. Gedanken und Realität verschmelzen. Die zerklüfteten Felsbrocken im Oturere-Tal verwandeln sich plötzlich in fratzenhafte Geisterwesen, die mich vom rechten Weg abbringen wollen. Weiterlesen

Der schlafende Riese oder der Wolf im Schafspelz

Kapitel 5: Ruapehu

Ruapehu im Sonnenaufgang von der Waihohonu Hut, Tongariro Nationalpark, Nordinsel NeuseelandFriedlich und verführerisch gibt er sich, der imposante Ruapehu. Stolz über seine Kraft und Grösse hüllt er sich in das jungfräuliche Weiss des Schnees, lullt unsere Ohren mit sanftem Gurgeln und Plätschern der Bäche ein und verzückt uns durch sein sanftes Leuchten in der Abendsonne. Und die Menschen strömen zu ihm, Klettern in seinen Felswänden, jagen im Winter mit Ski und Snowboard die tiefverschneiten Hänge hinab und Wandern durch Wälder, Geröllhalden und über Gletscher gar bis auf seine Gipfel. Doch er ist ein Wolf im Schafspelz. Nicht nur, daß die Steilhänge ihre Tücken haben und schon einige Bergsteiger abgestürzt sind, oder daß eine Schlechtwetterfront innerhalb von Minuten für lebensbedrohliche Verhältnisse sorgt;  Lahare, Lawinen aus Gestein, Wasser und Eis , haben bisher die meisten Menschen getötet. Weiterlesen

Spektakulärer Tongariro

Kapitel 3: Das Crossing und der Northern Circuit

Regenbogen vor dem Lake Rotaira, Ketetahi Hütte, Tongariro Nationalpark, Nordinsel Neuseeland

Es gibt Orte, an denen ich bei einer Rückkehr bemerke, wie sehr mich deren Atmosphäre verzaubert. Dazu zählt unter anderem auch die Ketetahi-Hütte, die hoch an den sonnigen Nordhängen des Tongariro liegt und die letzte Etappe des Tongariro Crossing, den Abstieg zum Parkplatz, einleitet. Gerne liege ich auf der Terrasse vor der Hütte und geniesse den Ausblick über die windgekrauste Wasserfläche des Rotaira-Sees, der waldgekleideten, sattgrünen Hügelkette der Kakaramea-Berge und über den Silberspiegel des Taupo-Sees. Unvergleichlich die elektrisierenden Stimmungen bei Sonnenaufgang oder -untergang; die Nächte, bei denen die Lichter von Taupo mit den funkelnden Sternen zu einem einzigen Universum verschmelzen! Von den nahen Ketetahi-Quellen steigen tosend heisse Schwefeldämpfe auf, welche der Beliebtheit der Hütte für Rast, Sonnenbad oder Übernachtung nicht schaden. So kann es an manchen Tage dort schon enger zugehen.  Weiterlesen

Sonnenaufgang auf dem Ngauruhoe-Gipfel

Kapitel 1: Aus dem Dunkel der Zeit in das Licht des Jetzt

Vollmond über der Mangatepopo-Hütte am Ngauruhoe, Tongariro Nationalpark Neuseeland

Um drei Uhr morgens beendet der Wecker die kurze Nacht. Durch das Fenster meines Quartiers in der Mangatepopo-Berghütte flutet helles Mondlicht, doch draussen scheinen die dunklen Gesteinsmassen des Tongariro-Massivs das sanfte Licht aufzusaugen. Durch die Adern meiner noch schläfrigen Glieder pocht sofort freudige Erregung, denn die Bedingungen scheinen optimal, um mein lang ersehntes Vorhaben zu starten: der nächtlichen Aufstieg auf den 2291m hohen Vulkan Ngauruhoe, um von dessen Gipfel den Sonnenaufgang über dem Tongariro-Nationalpark und der neuseeländischen Nordinsel zu erleben.

Die Wanderer in der Hütte schlafen noch alle, so daß in der friedlichen Stille des eiskalten Herbstmorgens alles Leben eingefroren erscheint. Doch diese oberflächliche Betrachtung trügt, denn der Boden auf dem ich stehe, ist äußerst aktiv. 150 Km tief im Erdinnern, wo sich die indisch-australische Platte auf die pazifische schiebt, ist der Ursprung für jene eruptiven Kräfte, die  mit feuriger Macht und Zerstörungskraft die Landschaft im Zentrum der neuseeländischen Nordinsel einer fortwährenden Gestaltung unterziehen. Weiterlesen

Impressionen im Val d’Osola

Blick von der Alpe Sambuco hinunter ins Val d'OsuraVon der kleinen Hütte auf der Alpe Sambuco fällt der Blick hinunter ins Val d’Osola mit dem ausgetrockneten Bachbett und den im Herbst leuchtenden Lärchen. Der Weg  von Brione im Verzascatal herauf kommt oben  rechts des Bachbetts ins Bild und stösst in Bildmitte am rechten Rand auf die Osura Hütte – eine familientaugliche Wanderung zu einem herrlichen Abenteuerspielplatz und einer gut ausgestatten und gemütlichen Hütte .

Abendsonne in der Tessiner Bergwelt

Sonnenuntergang in der Tessiner Bergwelt, Alpe Sambuca, Val Verzasca, Schweiz

Die Tessiner Bergwelt im südlichen Zipfel der Schweiz ist besonders vom Kontrast der steilen Bergketten und langgezogenen, engen Tälern geprägt.  Neben dem Basodino (3.272 m) oder der P.Campo Tencia (3.038 m) dominieren vor allem Gipfelregionen über 2.000 m, die nach Süden hin lieblicher und mit geringerer Höhe ausfallen. Dort hat man zunehmend die Qual der Wahl zwischen vielen verlockenden Tälern und den umgebenden Bergen, wie z.B. das Centovalli, Onsernone-, Maggia- oder Verzasca-Tal. Die obige Aussicht genoss ich bei einem Aufenthalt auf der Alpe Sambuco im Val d’Osura, einem Nebental des Val Verzasca.

Rustikale Berghütte auf der Alpe Sambuco, Tessin

Abendessen im Rifugio Alpe Sambuco, Val Verzasca, Tessin, Schweiz

Nach dem Start zu unserer Tour auf den Mt. Zucchero in Brione, Val Verzasca,  folgten wir dem Osura-Seitental, passierten die Osura-Hütte und stiessen am Talschluss auf den steilen Aufstieg zur Alpe Sambuco, unserem Tagesziel. In der einfachen Hütte im Tessiner Stil machten wir es uns rasch gemütlich. Durch die Mauern aus geschichtetem Felsbrocken, in denen wir nachts die Mäuse scharren hörten, wird leider wenig Wärme isoliert, weshalb es in der sternenklaren Herbstnacht dann doch recht frostig wurde. Infos zu vielen Hütten im Tessin finden Sie auch unter Capanneti.ch.