Der feurige Riese – auf Fogo

Calder des Vulkans auf Fogo, KapverdenNach herrlichen Tagen auf Santo Antao fahren wir an unserem Abreisetag frühmorgens mit dem hupenden Convoi der Taxis hinüber zum Fährhafen Porto Novo, von wo uns das Schiff nach Mindelo bringt. Dort wollten wir nur eine Nacht verweilen, um am nächsten Abend das grosse Fährschiff nach Fogo zu nehmen. Doch wir wären nicht auf den Kapverden, hätte die Fährgesellschaft den Abreisetag nicht kurzfristig um drei Tage nach hinten verschoben. Am betreffenden Tag nun war die Abfahrtszeit auf 18.00 Uhr festgelegt und wir fanden uns lange zuvor auf dem Schiff ein. Doch aufgrund des Anblicks einer grossen Menge an Getreidesäcken und weiterer Fracht glaubten wir jedoch kaum an ein pünktliches Ablegen der „Sotavento“.

Das Schiff ist übrigens zusammen mit dem Schwesterschiff „Barlavento“ 1987 als Entwicklungshilfe in Emden gebaut und ein wichtiger Beitrag zur Verbesserung des Verkehrs zwischen den Inseln an die Republik übergeben worden. Die beiden Schiffe waren die wichtigste und billigste Fracht- und Reiseverbindung für die Einwohner, für die das bequeme Fliegen meist unerschwinglich bleibt. Und trotzdem gibt es viele KapverdierInnen, die ihre Insel noch nie verlassen haben. Die wartenden Passagiere stehen mit Kindern und Kleinvieh, Kisten und Koffern am Kai und üben sich in Geduld, denn nur langsam verschwindet eine Ladung Säcke im Bauch des Schiffes, unterbrochen von langwierigen, hitzigen Diskussionen um die Reihenfolge des Ladeguts. Immer weiter bringen Laster von der nahegelegenen Mühle Mehlsäcke, die von Hand auf das Kai gelagert und von dort mit dem Kran auf das Schiff gehievt werden. Bei dem gemächlichen Arbeitstempo wird es letztendlich Mitternacht, bis sich die Stahlluke im Bug über dem Laderaum schliesst. Bei zwei fahrplanmässigen Touren im Monat sind doch sechs Stunden Verspätung bedeutungslos. Ausserdem haben die Menschen hier noch Zeit.Fähre nach Santo Antao im Hafen von MindeloDerweil drängen die Passagiere über den Laufsteg in den engen und stickigen Fahrgastraum. In den wenigen Kabinen ist die Luft auch nicht besser. Wir entfliehen dem Gedränge aufs Deck, wo wir auf Bänken unser Lager aufschlagen.“Oje, ich wollte nicht mit Euch tauschen“, ruft ein Taxifahrer, „wenn ich an den Seegang im offenen Atlantik denke, wird mir ganz übel“. Diese Aussage sehen wir auch in den Augen vieler mitleidig blickender Angehöriger, als das Schiff endlich ablegt. Die schwarze Silhouette der Insel zeichnet sich klar gegen den Sternenhimmel ab. Doch bald werden die Lichter am Horizont eins mit den Sternen. Wie Blitze sehen die fliegenden Fische aus, die vor der Bugwelle in die Dunkelheit des Meeres flüchten. Das Stampfen des Diesels und das Klatschen der Wellen ans Boot wiegt uns schnell in den Schlaf. Wir haben ausserordentliches Glück, denn das Meer ist fast ohne Seegang, ein sehr seltener Umstand. Umso ausgeruhter erwarten wir morgens den Anblick des geographischen Höhepunktes der Kapverden und auch unserer Reise: den Vulkan Pico de Fogo mit seinen 2.829 m Höhe.

Zuerst tauchen die unbewohnten Ilhas Secas Ou du Rombo auf, weil sich der Pico noch in einen Morgenmantel aus Dunst und Wolken hüllt. Doch nach und nach treten die schwarzen Steilküsten der Vulkaninsel immer deutlicher hervor. Fogo, wie auch die Nachbarinsel Brava können viel weniger sicherer Häfen bieten, auch wenn durch Aufschüttungen und eine inzwischen halb zerstörte Mole das Anlanden erleichtert werden soll. Nach zwölfstündiger Fahrt macht unser Schiff vor der Felsküste fest.

Die Passagiere mit Ziel Fogo müssen nun im Ruderboot die letzte Strecke in den Hafen zurücklegen. Die kurze Strecke wird gerade im Hafenbereich zu einem schaukelnden Tanz auf den Wellen. Kinder, Hühner und Gepäck werden beim Einsteigen von hilfreichen Händen herabgereicht und teilweise sogar geworfen. Beim Aussteigen wiederholt sich das Schauspiel. Über eine kleine Leiter, die es beim Bocken des Bootes zu ergreifen gilt erreichen wir glühende Erde: Fogo. An der Abbruchkante der Felsen thront Sao Filipe, unser Etappenziel. Darunter breitet sich ein Streifen schwarzen Sandstrandes scheinbar in die unendliche Ferne aus. Mit dem Auto ist es kein Problem, den kurzen steilen Anstieg zum Ort zurückzulegen.

Die portugiesischen Galeonen hatten sicher ihre Schwierigkeiten, einen ruhigen Ankerplatz zu finden. Mit Ruderbooten setzten sie über , und erstarrten ehrfurchtsvoll vor den scheinbar unüberwindlichen Lavawällen. Doch sie waren ehrgeizig, wussten sie doch bereits von ihren Besitzungen auf den Azoren und den Kanaren von der Fruchtbarkeit vulkanischen Bodens. Sie brachten Saatgut und Setzlinge für Mais, Bohnen, Baumwolle und Wein mit auf die Insel. Der riesige Berg schien aussichtsreich für den Landbau. Die höhere Nordwestregionen liegen im feuchten Wolkenstau. Doch der Preis für diese vorteilhafte Lage war und ist hoch. Die Bewohner leben mit der ständigen Bedrohung durch den Feuerriesen.

Mit einer gewaltigen Eruption im Jahre 1500 vertrieb der Berg viele der ersten Siedler, doch bald gewöhnte man sich an die Rauchsäule über der Insel. Auch heute ist die Gefahr höchst existent. Erst im April 1995 brach der Pico nach über 40 Jahren trügerischer Ruhe aus und machte die Bewohner einer nahegelegenen Siedlung obdachlos. Doch sie haben mit der latenten Gefahr zu leben gelernt. Wie die Menschen am Ätna, Pinatubo und an den anderen aktiven schlafenden Vulkanen der Erde.

Von der Pensao und Vulkao blicken wir über sanft zum Meer hin abfallende ziegelrote Dächer, aus denen sich die blauen Doppeltürme der kleinen Dorfkirche erheben. Im Überblick sieht der Ort sehr grosszügig angelegt aus. Ein erster Spaziergang bestätigt diesen Eindruck. Die Atmosphäre wird bestimmt vom Zusammenspiel der farbenprächtigen Kolonialbauten, welche die weit angelegten Plätze umringen, und schmalen Gassen und eleganten Treppen, über die man eins ums andere Mal auf eine neue Ebene steigt , die immer wieder einen unvergesslichen Panoramablick über den Atlantik und auf die Nachbarinsel Brava erlaubt. Die Dimensionen mancher Plätze wirken eigentlich übertrieben gross, doch machen sie die Faszination dieses Ortes aus und sind zudem hervorragende Bühnen für das Schauspiel des öffentlichen Lebens. Besonders abends, wenn das grelle Sonnenlicht zu einem rötlichen Schimmer abgedämpft ist, bietet sich der stimmungsvollste Ausblick. Ausserdem sollte man sich schnell um gute Plätze sorgen, denn jetzt beginnen die Aufführungen um junge und alte Liebe, Freud und Leid, dessen Dramaturg das harte Leben ist.

Fogos vernarbte Landschaft hat viele Gesichter. Im Nordwesten ziehen sich steile Hänge 2.000 m hinauf zum Rand der Caldera, dem alten Einsturzkrater des Ausbruchs vor fast 500 Jahren. Die Felsen stecken oft in feuchtigkeitsschwangeren Passatwolken. Jeder Flecken der schwarzen Erde wird als Agrarfläche genutzt, weit verstreut blinken Dörfer und Bauernhäuser von den Bergrücken. Satt grüne Pflanzen überziehen die schwarze Erde, die einen schweren Duft verströmt. Die Aussicht wirkt sich wohltuend und beruhigend auf das Auge aus. Im obligatorischen Sammeltaxi fahren wir vorbei an strohgedeckten Hütten. Auf der Hauptstrasse, auf der wir fast schon die halbe Insel umrundet haben, treiben Kinder Gruppen von Eseln zu den Zisternen und Brunnen, um ihnen mit Wasser gefüllte Autoschläuche überzuhängen. In Ponta das Salinas lassen wir uns absetzen. Hier hat ein ehemaliger Lavastrom im Meer bizarre Felsformationen hinterlassen.

Langusten-Fang auf Fogo, KapverdeIn dieser zerklüftete Küstenregion schlagen wir unser Lager auf. Von den Dörfern hoch droben kommen Fischer mit einfachen Holzruten herabgewandert, um den Speiseplan mit einem Fang aus dem reichhaltigen Meer zu vergrössern. Ein Ruderboot, das einem Taucher folgt erweckt zusätzlich unser Interesse. Nachdem sie auf unsere kleine Bucht zusteuern, laufen wir hinüber zu dem kleinen Naturhafen, wo weitere Boten in „Garagen“ aus Bananblättern ruhen. Stolz präsentieren sie nun ihren Fang: Langusten.

Manuel, aus dem nahen Ort Sao Jorge erzählt:“Wir essen die Langusten selber eigentlich nicht, meine Söhne z.B. mögen sie nicht einmal. Es wäre auch ein Luxus, denn für diese Tiere bekommen wir auf dem Markt in Sao Filipe viel Geld, bei Euch in Europa sind sie als Spezialitäten hoch begehrt“. Sogleich präsentiert er uns ein gewaltiges Exemplar, das zwischen 1-2 kg wiegen dürfte. Bislang haben wir uns mit dem Verzehr einer Languste zurückgehalten, doch hier fragen wir, ob sie uns welche verkaufen. „Habt ihr auch eine Ahnung, wie man sie richtig zubereitet und auseinandernimmt, was überhaupt essbar ist und was nicht ?“ gibt Manuel gleich noch zu bedenken. Auf unser Kopfschütteln lacht er kräftig und bietet seine Hilfe an.

Eine halbe Stunde später kocht das Wasser in seinem kleinen Topf, seine geschickten Hände knacken fachgerecht die rote Schale und bringen das weisse Fleisch zum Vorschein. Der Geschmack hat schon sehr individuelle Züge, doch scheint mir der gewaltige Rummel um diese Spezialität für überzogen. Zur gleichen Zeit haben wir einigen Jungen unseren Reiseführer gezeigt, über den sie sich köstlich amüsieren. Der Grund dafür sind die Bilder von dieser Gegend, in denen einige Kinder zu sehen sind und da hier ja jeder jeden kennt …

Ein paar Tage später werden wir in Sao Filipe durch Küchendüfte von gekochtem Ei und Fisch geweckt. Im Frühstücksraum, der zugleich Restaurant und Aufenthaltsraum für die Familie ist sitzen einige KapverdierInnen über dampfenden Tellern. Wir denken , es handelt sich um Angehörige der Wirtsfamilie und scherzen, ob uns nun auch so ein Berg Essen serviert werden wird. Kaum ausgesprochen, stehen zwei prall gefüllte Teller vor uns. Wir hätten nicht damit gerechnet, das Kapverdische Nationalgericht Cachupa als Frühstück serviert zu bekommen. Diese Mahlzeit besteht aus gestampftem Mais und Bohnen, die zuerst gekocht und dann mit Fisch oder Fleisch gebraten werden. Wir erhielten die Variation mit Fisch dazu serviert, ein sehr reichhaltiges Frühstück.

So gestärkt brechen wir auf, um endlich den Pico zu sehen. Wir müssen einen Mietwagen nehmen, da seit dem Vulkanausbruch und der Vertreibung der Dorfbewohner keine Sammeltaxis den alten Krater anfahren. Der Geländewagen ist zwar alt und die Federung hart, aber Hauptsache er fährt. Welch ein Kontrast zur fruchtbaren Nordwestregion bietet die staubige Landschaft entlang der Strasse. Auf und ab geht es über kalte Lavaströme und ausgewaschene Täler. In den abstrakten Vulkanregionen passieren wir kleine Ortschaften inmitten der Geröllwüsten, durchqueren tiefschwarze Tuffsteinfelder und winden uns auf der kühn gebauten Kopfsteinpflasterstrasse durch Aschenberge und Aufforstungsflächen. Mit gewonnener Höhe erscheinen die Parasitärkegel wie Pickel im Antlitz der Insel. Bald schon tauchen wir ein in Wolken und sehen immer nur ein paar Windungen der Strasse voraus. Aber die Dramaturgie spitzt sich auf ihren Höhepunkt zu.

Urplötzlich lüftet sich der Schleier in dem Augenblick, als wir in das schwarze Chaos von Tuffstein, Block- und Stricklava des alten Einsturzkraters einbiegen. Zu unserer Linken ragt die halbrunde Wand des alten Kraters bis 800 m empor, zur Rechten aber erhebt sich gewaltig das Gipfeldreieck des Pico de Fogo vor tiefblauem Himmel. Wolkenfetzen fliessen über die scharfgezogenen Kanten der Aschenhänge. Solch einen imposanten Auftritt hat sich dieser Berg wahrlich verdient. Mit welcher Selbsteinschätzung wagt der Mensch, sich in dieser surrealen Atmosphäre mit den Kräften der Erde zu messen. Nach einigen Fahrminuten haben wir die Niederlage der Strassenbauer vor Augen. Meterhohe Schutthügel haben die Strasse unter sich begraben. Wir steigen aus und erklimmen die Hügel neben der Strasse. Weitläufig herrscht eine grosse Unordnung. Neben zentimeterhoher Asche liegen winzige und riesige Gesteinsbrocken weit verstreut, Zeichen des letzten Ausbruchs. An der Flanke des Pico de Fogo rauchen zwei Aschenkegel: der Ort der letzten Eruption. Leicht erhöht, ist von unserem Hügel der Fluss der zerstörerischen Lava zu verfolgen.

Ich vermag ein Leben in dieser scheinbaren Einöde nicht für möglich zu halten, doch grüne Tupfer in einer Talsenke belehren mich eines besseren: hier wachsen äusserst zähe Rhizinusbüsche. Zudem liegt in der Nähe die Weinkooperative, wo der berühmte Fogowein angebaut wird . Ich setze mich auf den warmen Aschenboden und lasse das Bild auf mich einwirken. Verlockend schimmert der Gipfel im Mittagslicht, die Hitze wird trotz der 1.700 m Höhe schwer erträglich: „Ein andermal“ , denke ich „aber eines Tages will ich Dich besteigen !“ Diesen Ort musste ich unbedingt sehen, nachdem während unserer Reisevorbereitungen die Nachricht von dem Ausbruch des Vulkans platzte.

An dieser Stelle haben wir auch einen Wendepunkt unserer Reise erreicht. Bislang sahen wir eine Vielfalt an Landschaften, die annähernd mit den Kanarischen Inseln verglichen werden können. Menschen sind uns begegnet, denen das harte Los in die Haut gezeichnet war, deren Lachen aber eine mitreissende Fröhlichkeit ausstrahlt. Wir freuen uns auf die verbleibende Zeit ! Die Bilder dieser Reise haben sichtlich Spuren hinterlassen. Jeder von uns war jetzt damit beschäftigt, die starken Eindrücke zu verarbeiten, so dass wir die erste Zeit der Rückfahrt schweigend nebeneinander sassen.

Ein weiterer, aber unverhoffter Höhepunkt, ergab sich tags darauf, als ich das Büro für die Kapverdische Koordination mit der Deutschen Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit besuchte. Anstoss zu diesem Besuch gab ein Schulfilm, den ich kurz vor unserer Abreise gesehen hatte. Dieser Film war die einzigste Informationsquelle über Fogo, die ich erhalten konnte und zeigte Aufforstungs-, Bau- und Bewässerungsprojekte, kommentiert von einem deutschsprechenden kapverdischen Projektleiter. Ein zweiter Grund war vielleicht auch, etwas über den Verbleib deutscher Steuergelder zu erfahren. Freudig überrascht erblickte ich ein bekanntes Gesicht, nachdem ich um ein Treffen mit dem Direktor gebeten hatte. Rui Evora, der Projektleiter, war inzwischen Leiter des Büros der Region Fogo / Brava. „Guten Tag, was kann ich für Sie tun“, werde ich in perfektem Deutsch begrüsst. Ich erkläre ihm meine Absicht, etwas über die Entwicklungshilfe auf Fogo zu erfahren und erwähne den Film, worauf er schmunzelnd kurz in Erinnerung versinkt: „Ist ja schon lange her, 10 Jahre sind inzwischen vergangen und viel hat sich geändert, wie Sie sehen !“ Sogleich erzählt er mir von sich und seiner Arbeit. Seine hervorragenden Deutschkenntnisse hatte er sich beim Studium für Wassertechnik in Magdeburg zu DDR-Zeiten erworben. Nun leitet er die 6. Dreijahresperiode der Zusammenarbeit mit der Bundesrepublik Deutschland ein, in der sich der Charakter der Hilfe ändern würde.

Wurden früher unter dem Motto „Food for work“ viele Arbeitskräfte beschäftigt und jedem ein Existenzminimum gesichert werden jetzt auch private Firmen beschäftigt, z.B. im Strassenbau oder beim Neubau des Flughafens Sao Filipe, wo die Arbeit seit fünf Jahren ruht und noch über 2 Mio DM für die Landebahn eingeplant sind. Ziel der technischen Zusammenarbeit sei die Schaffung von Ausbildungsplätzen und – Einrichtungen für junge Menschen.

Ein weiteres Ziel sei die Unterstützung der einzelnen Gemeinden beim Aufbau einer Wasserwirtschaftsverwaltung , Energieversorgung und selbständigen Strukturen zur Weiterentwicklung. Während früher Aufforstung und Strassenbau Hauptziele gewesen sind, folgte danach der Bau von Zisternen für eine ausreichende Versorgung der Menschen mit Wasser auch in höheren Lagen der Insel. Mit allen Regenwasserzisternen stünden pro Kopf und Tag 10 l Wasser zur Verfügung; die Weltgesundheitsorganisation empfehle seines Wissens aber zwischen 30-50 l. Im neuen Etat, den es jetzt zu verabschieden gelte, seien 10 Mio DM für Wasserbohrungen eingeplant, die auf einer Höhenlinie von 150-200 m auf Meeresniveau hinabgebracht werden. Geologische Schwierigkeiten und technisch unzureichendes Gerät erschweren die Arbeit doch erheblich. Obwohl doch einige erste Bohrungen erfolgreicher als erwartet waren. Rückschläge habe es aber auch gegeben.

Erfolgreichstes Beispiel dieser Bemühungen sei Brava, die einzigste Insel der Kapverden, auf der jedes Dorf mit eigener Wasserversorgung ausgestattet sei. Neue Projekte haben die unterschiedlichsten Grössen, lokalen und regionalen Charakter. Auf Brava wird zunächst der Hafen ausgebaut werden. Wegen der schnelleren und einfachen Verwirklichung wird dieses Projekt der notwendigen Sanierung des Hafens von Fogo vorgezogen. Für beide Projekte seien von deutscher Seite 20 Mio DM bereitgestellt worden. Weitere 5 Mio DM flossen als Soforthilfe für die Flüchtlinge des Vulkanausbruches, die derzeit in einer Zeltstadt bei Sao Filipe leben.

Hier zeigt sich zugleich ein Dilemma solcher Geldleistungen: Über die Verwendung der Gelder werde heftig diskutiert, es geht um die Frage der Rücksiedlung oder Umsiedlung an andere Stellen der Insel. Bis man sich auf die vielleicht sinnvollste Hilfe geeinigt hat, ist jede Effizienz dahin und das Geld womöglich noch in dunklen Kanälen verschwunden. „Zum Abschluss noch ein ein Tip. Kaufen Sie auf dem Markt unseren einheimischen Kaffee, der ist vorzüglich“ , gab er mir als Wink mit auf den Weg, „und erzählen Sie in Deutschland von unserer Insel !“ – was hiermit geschieht – . Ich ging dann gleich zum Markt und erstand 1,5 kg des grünen Kaffees, den ich später zu Hause röstete, wie es mir meine Grossmutter empfahl: in einem Topf über einer Flamme. Das Ergebnis war wirklich ein individueller, kräftiger Geschmack, den ich nur weiter empfehlen kann.

Wir verbrachten noch weitere schöne Tage mit ausgedehnten Spaziergängen am schwarzen Strand, an dem wir nach Lust und Belieben ein Bad nehmen konnten, und weiteren Wanderungen durch die öde Wildnis der Berghänge. Wir verlassen die Insel auf demselben Weg , wie wir an ihr landeten, zu Wasser, sogar das Schiff ist dasselbe. Taxifahrer, Hafenarbeiter und anscheinend die halbe Bevölkerung von Sao Filipe sind am Hafen anwesend, aus Geschäftssinn wie auch aus purer Neugier. Im fahlen Restlicht des Tages gehen wir an Bord. Rasch verbinden sich die schwarzen Schatten der Insel mit den Schleiern der Nacht. Wir sind auf dem Wege nach Praia.

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  1. […] Höhe ist der Vulkan Fogo auf der gleichnamigen Insel der Höhepunkt des gesamten Archipels und unserer Reise durch die Kapverden. Die Aufnahme entstand kurz nach den Ausbrüchen im Jahre 1995, welche den Ort […]

  2. […] wir von der letzten Etappe der Reise von Fogo nach  Santiago unterwegs sind,  läuft vor meinem geistigen Auge eine Szene ab, wie sie sich vor […]

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