Hofbräuhaus München – ein besonderes Wirtshaus

"Stammtisch" - Collage vom Hofbräuhaus München mit Masskrügen, Schwemme und Außenansicht, Bayern, Deutschland

In diesem Herbst habe ich an einer Expedition tief in die bayrischen Kernlande, Kultur und dem Selbstverständnis teilgenommen: ins Hofbräuhaus München. Gut ausgerüstet – mit Neugier, Humor und Durst – nahm ich an einer Führung durch das Hofbräuhaus teil. Ich war ich sozusagen als Tourist in meiner eigenen Stadt unterwegs. Da die Führung durch alle Räumlichkeiten führt, konnte ich ein umfassendes Bild vom Ort und den Geschichten vom wohl international bekanntesten Wirtshaus Bayerns gewinnen.

So erfuhr ich, dass das „Hofbräu“ am 27.September 1589 vom bayerischen Herzog Wilhelm V. gegründet wurde, um den bayerischen Hof mit selbst produziertem und dadurch günstigerem Bier zu versorgen. Da Trinkwasser aus öffentlichen Quellen zu jener Zeit oft verunreinigt war und zu Krankheiten führte, bildete Bier damals tatsächlich eine gesundheitlich weniger bedenkliche Alternative – abhängig von der Menge. Es gibt auch die Legende, dass ordentlich „gesoffen“ wurde und eine tägliche Obergrenze Bier pro Person am Hofe eingeführt werden musste.

Ein Masskrug mit einem Liter hellem Bier von der Brauerei Hofbräuhaus München

Wo heute das Wirtshauses zur Einkehr einlädt, befand sich früher die Brauerei, nahe zur Residenz. 1828 erhielt die Brauerei einen öffentlichen Ausschank und Bewirtung für die Bevölkerung. Um mehr Platz für die Gäste zu schaffen, wurde 1896 die Produktion zuerst nach Haidhausen, dem heutigen Hofbräukeller, und später nach Riem verlegt. Mit den Umbauten im Jahr 1896/1897 erhielt das Hofbräuhaus München eine Gestalt im Stil der Neorenaissance, die nach den massiven Schäden im zweiten Weltkrieg größtenteils rekonstruiert wurde.

Der große Festsaal mit Dekoration und Deckenleuchtern im Hofbräuhaus in München, Bayern, Deutschland

Spannend waren die Erläuterungen über Stammtische und persönliche Bierkrüge von Stammgästen. Es gebe derzeit rund hundertfünfzig Stammtische mit Gruppen, die sich regelmässig träfen und dann auch einen für sie reservierten Tisch vorfänden. Die Stammtische gäben sich selbst einen eigenen Namen und Motto. Sie bestünden oft über viele Jahrzehnte mit wechselnden Teilnehmern. Viele Stammtisch-Tische erkennt man an den an den Wänden angebrachten Schildern.

Information zu einem Stammtisch im Hofbräuhaus München im Treppenhaus

Unabhängig von einem Stammtisch können Stammgäste ihren eigenen Bierkrug im Wirtshaus deponieren. Derzeit werden 616 solcher verschließbaren Fächer in massiv gefertigten Eisenregalen bereitgestellt.

Persönliche Bierkrüge von Stammgästen lagern verschlossen in Eisenregalen im Hofbräuhaus München, Bayern, Deutschland

Die Fächer werden von deren Inhabern meistens über längere Zeit genutzt, manchmal sogar generationsübergreifend weitergegeben. Die Warteliste ist lang. Für die Reinigung seines Kruges ist der Gast selbst zuständig, dafür wird ein eigenes Spülbecken bereitgestellt.

Persönliche Bierkrüge von Stammgästen lagern verschlossen in Eisenregalen im Hofbräuhaus München, Bayern, Deutschland

Einer der berühmtesten Stammgäste, auf den mit der von der Decke hängenden Figur referenziert wird, ist der Engel Aloisius. Diese Kunstfigur geht zurück auf die 1911 erschienene Kurzgeschichte „Ein Münchner im Himmel“ von Ludwig Thoma, 1978 auch in einem Zeichentrickfilm herrlich interpretiert. In der Geschichte war Aloisius ursprünglich ein Dienstmann namens Alois Hingerl — Dienstmann Nummer 172 vom Münchner Hauptbahnhof – und Stammgast im Hofbräuhaus.  Er er unerwartet verstarb, wurde er als Engel Aloisius in den Himmel aufgenommen. Da dort Bier und Schnupftabak fehlten und das himmlische Lobpreisen ihn langweilte, verbreitete er schnell schlechte Stimmung im Himmel. Um ihn zu besänftigen, erhielt er von Gott und Petrus den Auftrag, der bayerischen Regierung eine göttliche Weisung zu überbringen. Doch bei seiner Rückkehr auf die Erde führte sein erster Weg ins Hofbräuhaus. Während er dort bis heute sitzt und Bier trinkt, warte die Bayrische Regierung auf göttliche Eingebung.

Gäste des Hofbrauhäus München sitzen an Tischen unter einem dekorierten Gewölbe, München, Bayern, Deutschland

Die Legende von Aloisius verbindet Literatur, Humor und Wirtshaustradition — und gibt dem Hofbräuhaus eine Art „mystische Seele“. Sie zeigt, wie stark in Bayern der Wunsch nach Heimat, Gemütlichkeit und Geselligkeit verknüpft ist mit Bier. Bier ist ja in Bayern immer noch ein gesellschaftlich akzeptiertes Rauschmittel, und das Oktoberfest die größte Drogenparty der Welt.

Im großen Gastraum, der sogenanten „Schwemme“, herrscht freie Platzwahl, man setzt sich einfach an einen der Tische dazu. So konnte ich zum Abschluss eine Maß Bier probieren, dabei andere Gäste kennenlernen und interessante Gespräche führen. Auch das mach das Flair vom Hofbräuhaus München aus.

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