Wachwechsel der Präsidialgarde (Evzonen)
Unsere persönliche Stadtführung durch einen Freund (und Athener) startete am Syntagma-Platz vor dem Parlaments-Gebäude im Zentrum von Athen. Denn dort vor dem Grab des unbekannten Soldaten findet stündlich der Wachwechsel der Präsidialgarde, den sogenannten Evzonen, statt. Das besondere an diesem Wachwechsel ist die Choreografie einer beeindruckenden und präzisen Schrittfolge, die sich durch Eleganz, Disziplin und Symbolik auszeichnet. In Teilen eher wie ein Tanz statt einem Gang erinnert sie mich jedoch an den berühmten Monty Python Sketch „Das Ministerium für alberne Gangarten“ (The Ministry of Silly Walks), aber so ein Vergleich verbietet sich natürlich für diese seriöse Zeremonie.
Zu Beginn marschiert die neue Wachmannschaft in einer Linie zum Grab des Unbekannten Soldaten. Begleitet werden sie oft von einem Offizier, der verhindern soll dass man den Wachsoldaten zu nahe kommt oder sie anspricht. Der Marsch ist gekennzeichnet durch langsame, rhythmische und betonte Schritte. Plötzlich werfen die großgewachsenen Uniformierten die Beine hoch, verharren darauf reglos in dieser dynamischen Pose und schlagen dann mit ihren Schnabelschuhen laut auf dem Boden.
Die neuen Wachen positionieren sich direkt vor den beiden aktuell diensthabenden Soldaten. Die Gewehre der Evzonen werden dann mit einer präzisen Choreografie von der Schulter gehoben und gewechselt. Dies erfolgt synchron und in absoluter Stille. Es erfolgt ein symbolischer Austausch der Verantwortung – dabei bleibt der gesamte Vorgang schweigend und mit höchster Konzentration. Die abgelösten Evzonen marschieren, begleitet von ebenso synchronisierten Bewegungen, schliesslich zurück in ihre Kaserne. Am Ende nehmen die neuen Wachen ihre Position am Grab ein, mit Gewehren in der Ruheposition, und bleiben dort für ihre ein- bis zweistündige Schicht stehen. Anderes Land, andere Uniform, das gleiche stundelange Stillhalten: ein Berittener Wachsoldat am Horse Guards in London.
Die Gardeuniform beinhaltet ein weißes Hemd mit sehr weiten Ärmeln (Ypodetes), eine schwarze Weste, bestickt mit traditionellen Motiven (Phemeli) und darüber einen schwarzen Ledergürtel mit Bajonetthalter. Charakteristisch ist auch die kilt-ähnliche „Fustanella“ – ein plissierter Rock – sowie eine rote Mütze mit einer langen Quaste (Phareon). Die Fußbekleidung besteht aus weißen Wollstrümpfen, schwarzen Seidenstrümpfen mit Quasten und roten Lederschuhen mit den auffälligen schwarzen Pompons (Tsarouchia). Die Sohlen sind mit Nägeln versehen, die bei jedem Schritt ein lautes Klacken erzeugen. Im Sommer ist der Rock weiss, die Uniform für Herbst und Winter hingegen dunkelblau.
Die beiden Soldaten eines Paares werden so ausgewählt, dass sie möglichst die gleiche Größe, Körperhaltung und Statur haben. Diese optische Einheitlichkeit ist ein essenzieller Bestandteil der traditionellen Präsentation. Die Soldaten eines Paares achten auch sonst im Dienst gegenseitig aufeinander. Sie repräsentieren die Einheit und Stärke Griechenlands und stehen für Werte wie Ehre, Respekt und Patriotismus. Ihr gemeinsames Auftreten zeigt die Würde und den Stolz, die mit der ehrenvollen Aufgabe verbunden sind, das Grab des Unbekannten Soldaten zu bewachen.
Die Ausbildung dieser Eliteeinheit ist extrem anspruchsvoll und schweißt die Soldaten eng zusammen. Nur wenige Männer erfüllen die strengen Kriterien, um Teil der Evzonen zu werden, was diese Gemeinschaft zu einer sehr exklusiven macht. Dies verstärkt das Gefühl der Bruderschaft und des gegenseitigen Respekts. Viele Soldaten empfinden ihre Zeit in der Garde als prägend und sehen sich als Bewahrer einer jahrhundertealten Tradition. Dies schafft ein Gefühl von Stolz und Zugehörigkeit, das sie auch außerhalb des Dienstes oder lebenslang nach dem Ende der aktiven Dienstzeit verbindet. Diese Kameradschaft und Solidarität ist ein wichtiger Teil ihrer Kultur.
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[…] Griechen auch geliefert. Als Ausgleich für dieses opulente Abendessen würden wir bei der Stadtführung am nächsten Tag eine Extra Runde einlegen […]
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