Auf dem Panoramaweg durch Fira
Ein Panoramaweg führt vom Zentrum in Fira entlang des Kraterrands der Caldera von Santorin hinauf nach Firostefani. Von dort kann man den Weg nochmals weiter aufwärts bis zum höchsten Punkt nach Imerovigli verlängern. Insbesondere der Abstecher hinunter zur Landzunge mit dem Skaros-Felsen wäre schon ein lohnendes (Tages-)Ziel. Die weiteren 8 Kilometer Wegstrecke bis nach Oia sind dann nämlich eher als anstrengende Wanderung denn als Spaziergang zu betrachten.
Der aussichtsreiche Platz vor der Metropolitankirche im Zentrum von Fira, am Beginn der Fußgängerzone, war mein Startpunkt. Am Morgen herrrschte dort bereits reger Verkehr. Lieferanten für die Gastronomie und den Geschäften luden Waren von den Lieferfahrzeugen auf die Sackkarren der dort schon wartenden Männer, die dann emsig durch die Gassen pendeln. Die ersten, frühen Reisegruppen aus den Hotels oder dem unten im Meer ankernden Kreuzfahrtschiff zogen auch schon vorbei.
Nur wenige Gehminuten später stand die erste Entscheidung an: wollte ich einen Abstecher auf dem steilen Treppenweg hinunter zum alten Hafen machen? Am Hafen landen die Zubringerboote zu den vor Anker liegenden Passagierschiffen sowie die Ausflugsboote für Touren nach Nea Kaimeni und durch die Caldera. Es sind aber fast 600 Stufen und auf dem Serpentinenweg lagen die Hinterlassenschaften der Mulis, die auf ihrem Rücken immer noch Gäste transportierten. Ich entschied mich für einen Abstieg zu Fuß und den Rückweg bequem zurück mit der Seilbahn.
Erst der Bau der Seilbahn ermöglichte den schnellen Weitertransport der zunehmenden Zahl von Kreuzfahrttouristen und war auch aus Tierschutzgründen sicher zu begrüßen. Nicht jeder will oder kann den anstrengenden Weg selbst zu Fuß oder auf dem Rücken eines Tieres zurücklegen.
Zurück auf dem oberen Rand der Steilküste besuchte ich gleich hinter der „Berg“-Station die sehenswerte Kathedrale, die Johannes dem Täufer gewidmet ist. Die sakrale Architektur der Kirchen mit ihren bunten Kuppeln und teils filigranen Glockentürmen ist typisch für Santorin oder die Kykladen. Die nächsten bunten Kirchengebäude, das Kloster der Dominikanerinnen und die Agios Stylianos Kapelle, folgten dann nur ein paar Meter weiter direkt am Panoramaweg – es wurden im Laufe des Tages noch viele andere.
Die traumhafte Ausicht auf das Meer und die Inseln wird oft von interessanten Details und Motiven direkt am Weg ergänzt. Da gab es das Volkan Cinema, eine Bar mit Freiluftkino, stilvolle Architektur und hübsche Deko-Elemente sowie immer wieder noch üppig blühende Bougainville.
Ich nahm mir Zeit für Beobachtungen und Details, verweilte gelegentlich an einem der Aussichtsterassen oder streifte durch die die oft verwirrenden Treppenwege am Steilhang, um auch andere Perspektiven zu entdecken. Es war schon Nebensaison, daher waren viele Geschäfte, Hotels und Ferienwohnungen winterfest aufgeräumt und geschlossen, dafür herrschte bereits rege Bautätigkeit.
In Imerovigli stieg ich hinab zum Skaros Felsen und erreichte an der Heiligen Kirche von Panagia Theoskepasti den Wendepunkt meines Ausflugs. Die Kirche liegt etwas vorgelagert auf einer Landzunge und ermöglicht ein weites Panorama über die Steilküste sowie die gesamte Inselgruppe.
Egal an welchem Ort auf dem Panoramaweg man sich zum Zeitpunkt des Sonnenuntergangs befindet, es bleibt immer ein beeindruckendes Schauspiel mit dem Ensemble der weissen Ortschaften auf dem Rand der Steilküste, dem Farbenrausch des Himmels, des Meeres und des Vulkangesteins.
Auf dem Rückweg in der Dämmerung nach Sonnenuntergang wandele ich durch das vom pastellfarbenen Zwielicht eingefärbte Wirrwarr aus Treppen und Gassen, die hin und wieder als Sackgasse vor Hauseingängen enden. Im zuvor goldenen Licht des Sonnenuntergangs oder der nun zunehmend dominierenden künstlichen Beleuchtung wirken die Häuser wie eine Krone auf dem weiten Kraterrund.
So endet ein schöner Tagesausflug voller einzigartiger Eindrücke zurück in Fira. Für den gemütlichen Ausklang des Abends inklusive Aussicht bot sich eines der jetzt noch geöffneten Restaurants oder Bars an, auch wenn viele davon jetzt im Herbst schon recht früh schlossen.
Einen weiteres aussergewöhliches Erlebnis bescherte uns ein zweifacher Stromausfall am Abend in Firostefani. Zuerst fiel der Strom für 15 Minuten aus, als wir ncoh immm Hotel waren, dann später für eine halbe Stunde beim Abendessen im Restaurant. Die Einheimischen reagierten jedesmal gelassen. In der Küche unseres Restaurants wurde mit Stirnlampe und Gas weiter gearbeitet, der Wirt versorgte pragmatisch alle Tische mit Kerzen und schuf eine gemütliche Atmosphäre. Jámas!
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