Burgruine Wasigenstein
Im Wasgau finden sich mittelaterliche Burgruinen nicht immer auf Berggipfeln. Es reichten ihren Erbauern oft schon strategisch günstig gelegene, freistehende Felsformation an Berghängen oder in Tälern. Aus solchen Felsstrukturen scheinen die Festungen förmlich herauszuwachsen, die Ruine Fleckenstein ist da ein herausragendes Beispiel. Einige dieser Felsenburgen sind hingegen im heute hoch gewachsenem Wald versteckt.
Dazu gehört auch die Burgruine Wasigenstein, kühn auf einem Felssporn an einem Berghang des Maimont über ein Tal aufragend. Der Ort war bereits vor dem Bau der Burg ein bekannter (und strategisch vorteilhafter, weil schützender) Rückzugsraum – er fand Erwähnung im Walthari-Lied, einer Heldendichtung aus dem 10. Jahrhundert.
Die Burg Wasigenstein besteht aus zwei Teilen, Groß– und Klein-Wasigenstein. Die Trennung in eine Doppelburg ergab sich einerseits aus der besonderen Topografie des Sandsteinfelsens, der in der Mitte einen großen natürlichen Felsspalt aufweist (und der in der oben erwähnten Sage eine bedeutende Rolle spielt). Andererseits erfolgte die Erweiterung und der Ausbau aus familiären Gründen. Oft lebten mehrere Familienmitglieder einer Linie in derselben Burganlage, vertraglich genaustens geregelt. Dennoch (oder gerade deshalb) wurden die sich in 10 Metern Entfernung gegenüberstehenden Schildmauern sehr wehrhaft und widerstandsfähig ausgeführt.
Nach dem Besuch der Wegelnburg hatte ich die Nacht auf einem Waldparkplatz unterhalb des sogenannten „Zigeunerfelsens“, eines weiteren Felsens mit wehrhafter Befestigung, verbracht. Von dort war es ein kurzer Spaziergang hinunter zur Ruine Wasigenstein. Spitz ragt der Rest des Bergfrieds über den schützenden Graben an der Bergseite. Im Süden des Felswand befand sich früher die Unterburg mit den Aufgängen in die höher gelegene Oberburg. Teile des Aufstiegs verlaufen über Treppen und Durchgänge, die aus dem Felsen geschlagen wurden. Dazwischen sind Abschnitte mit luftigen Leitern und Treppen, heutzutage aus Eisen.
Der rötliche Buntsandstein bildet den Sockel des Bauwerks, ausserdem wurden aus dem Gestein sorgfältig gearbeitete Buckelquader für das darüber errichtete Mauerwerk gewonnen. Die erste belegte geschichtliche Erwähnung fand die Burg um 1270 und war mit wechselnden Besitzern in unbeständigen Zeiten bis ins 16. Jahrhundert bewohnt.
Viele der sehenswerten Burgruinen, Felsen oder auch Ortschaften und Gasthäuser lassen sich nacheinander auf Wanderungen oder Radtouren erkunden. Aus den vielen Wegen und Straßen lassen sich schöne Rundtouren beiderseits der Grenze zusammenstellen und Nordvogesen und Pfälzerwald miteinander verbinden. Campingplätze und Hotels/Pensionen, auf französischer Seite auch freie Stellplätze, stehen für mehrtägige Ausflüge zur Verfügung.
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