Im Speckgürtel von München
Die Mülltrennung zur optimalen Verwertung von Abfällen ist eine deutsche Tugend: Gelbe Säcke werden mit Verpackungsmaterial und die „braune“ Tonne mit Bioabfällen gefüllt. Daneben gibt es noch „grüne“ und „blaue“ Tonnen, je nach Region für Papier oder Glas, und eine „schwarze“ Tonne für den Restmüll. Das Bild eines modernen Wohngebiets im Speckgürtel von München enthält weitere typische zeitgenössische Aspekte und Widersprüche der deutschen Gesellschaft in den 2020-er Jahren: Umweltschutz und Energiewende, Mobilität und Immobilien (der Wunsch vom eigenen Haus).
Der massive Zuzug in den städtischen Ballungsraum verändert die umliegenden Gemeinden massiv. Ehemalige landwirtschaftlich geprägte Dörfer im Umkreis der Metropole München erfahren durch die zahlreichen neuen, attraktiven Arbeitsplätze in der Region eine starke Nachfrage nach Immobilien, Bauland und Wohnraum. Durch steigende Steuereinnahmen kann dann eine attraktive Infrastruktur für die Bürger, insbesondere Famlien geschaffen werden: Öffentlicher Nahverkehr, Kindergärten, -horte und Schulen, einen Sportpark, Einkaufsmöglichkeiten uvm. Das Angebot zieht wiederum vor allem zahlungskräftige Familen an, welche sich die zunehmend steigenden Preise für Land, Bau oder Miete leisten können. Aus ehemaligem Ackerland wurden Wohngebiete mit Mehrfamilienhäusern, Einzel-, Doppel und Reihenhäusern, vielfach die sogenannten „Dreispänner“. So erfolgt eine zunehmende Zersiedelung der Landschaft und Versiegelung von Flächen.
Die Energiewende hin zu eine größeren Anteil von erneuerbaren Energien zeigt sich auf den Hausdächern durch die Solarthermie-Paneele zur Warmwasser-Erzeugung und Photovoltaik-Anlagen zur Stromerzeugung. Es ist auch eine zunehmende Verbreitung von Elektroautos, erkennbar am E auf dem Nummernschild, wahrzunehmen. Die Hausbesitzer nutzen hier den klaren Vorteil, die Lade-Infrastruktur für das Elektroauto selbst bereitstellen zu können und oft auch den eigenen Ökostrom aus der Photovoltaik zum Laden zu nutzen. Zudem wird die Investition sowohl durch Kaufprämien für Autos als auch Subventionen für die Infrastruktur gefördert.
Auch wenn jedes Haus gemäß Verordnung eine gewisse Anzahl Stell- und Garagenplätze für Fahrzeuge auf dem eigenen Grundstück bereitstellen muss, sind alle Straßenränder zugeparkt. In vielen Fällen lässt sich jeder erwachsenen Person eines Haushalts ein eigenes Fahrzeug zuordnen. Trotz gutem Angebot von Bus- und Bahnverbindungen hat der automobile Individualverkehr massiv zugenommen.
Hier kann vielleicht der Trend zu mobilem Arbeiten im Homeoffice entlasten, sofern eine ausreichende Versorgung mit leistungsstarken Anbindung an das Internet gewährleistet ist. An einigen Stellen signalsieren neue Verteilerkästen bereits die Verfügbarkeit der schnellen Glasfaser-Technologie. Die alte Kupferkabel-Technologie dominiert noch, erschient aber technologisch ausgereizt und gehört nach Ansicht vieler „auf den Müll“.
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