Im Herzen von Paros – Lefkes, Marpissa und Prodromos
Wer Paros nur von den Stränden und der Küste kennt, verpasst das ursprünglichere Gesicht der Insel. Jenseits des Badetourismus, im stilleren Inselinnern, liegen drei Dörfer, die noch immer so wirken, als wäre die Zeit dort langsamer vergangen: Lefkes, Marpissa und Prodromos. Hier zeigt Paros seine ungeschminkte Seite – auch mit bröckelnden Mauern und Müll, Verfall und Aufbau. Gerade die Spannung zwischen Alt und Neu, Werden und Vergehen, Vergangenheit und Zukunft verleiht den Orten ihren besonderen Charme
Lefkes liegt wie ein Amphitheater an den Hängen des Profitis Ilias. Früher war es die erste Hauptstadt der Insel, heute ist es – noch – ein Ort der Ruhe. In den engen, schattigen Gassen mischen sich frisch gekalkte Häuser mit solchen, deren Putz längst von Wind und Sonne abgeblättert ist. Gerade das macht den Reiz von Lefkes aus und zieht daher immer mehr Besucher an. Bei unserem Besuch betonte ein grauer bedeckter Himmel und leichter Nieselregen eher die düsteren, bedrückenden Aspekte und vertrieb die meisten Besucher eher in eines der gastlichen Cafes.
Sehenswert ist die Agia-Triada-Kirche, deren Marmorfassade im Abendlicht leuchtet. Vom kleinen Dorfplatz blickt man unter schattenspendenden Bäumen über die Dächer bis hinunter zum Meer. Wer mag, folgt von hier dem alten Byzantinischen Weg, einem gepflasterten Maultierpfad, der einst Lefkes mit Prodromos verband – heute ein traumhafter Wanderweg. Wer den Byzantinischen Weg von Lefkes her geht, erreicht in Prodromos seinen Endpunkt.
Prodromos ist das kleinste und vielleicht ursprünglichste der drei Dörfer. Die Kirche Agios Ioannis Prodromos gibt dem Dorf seinen Namen; von ihrer Terrasse blickt man über die Dächer bis hin zu den Bergen. Ein niedriger Torbogen markiert den Eingang in den historischen Ortskern – als würde man in eine andere Zeit eintreten. Die Gassen sind eng, die Häuser dicht aneinander gebaut, viele mit verwitterten Türen, deren Farbe längst von der Sonne gebleicht ist. Die allgegenwärtigen Katzen lagen auch hier träge auf den vielen Stufen, und nur das leise Geläut einer nahen Kirche durchbrach die Stille.
Ein paar Kilometer weiter liegt Marpissa, ein Labyrinth aus weiß getünchten Häusern, blühenden Bougainvilleen und stillen Innenhöfen. Hier gab es kaum Schaufenster und Kulissen, dafür umso mehr Alltag. Die wenigen Sehenswürdigkeiten sind alte Windmühlen sowie das Skulpturenmuseum Nikos Perantinos, das dem bekannten Bildhauer von Paros gewidmet ist. Über dеm Dοrf erhеbt sich der Кefalоs-Ηügel mit Ruinеn einer vеnezianisсhen Festung und dеm Κlostеr Αgios Аntοnios, vоn dem man fаst die gesаmte Insel sеhen kann.
Ende August, wenn das dreitägige Marpissa-Festival stattfindet, erwacht das Dorf zu kulturellem Leben – doch selbst dann bleibt seine Atmosphäre immer gelassen und bodenständig.

In Lefkes, Marpissa und Prodromos ist Paros scheinbar noch so, wie es war, bevor Boutiquen und Beach Clubs die Küstenstädte wie Naoussa eroberten. Es gibt aber auch hier bereits Instagram-Hotspots. Die Schönheit liegt hier nicht in Perfektion, sondern im Verblassten, im Echten. Zwischen den alten Fassaden, den stillen Plätzen und den Stimmen der Bewohner spürt man, dass Paros mehr ist als nur Folklore, Sonne und Meer – es ist eine Insel mit Geschichte und Herkunft, Innovation und Zukunft, Seele und leiser Würde.
Wenn man schon einmal bis hierher gekommen ist, sollte man unbedingt in eines der nahegelegenen Weingüter für eine Weinprobe vorbeifahren: bei Louridis, einem Familienweingut in Marpissa, oder bei Ktima Roussos, etwas ausserhalb auf der Straße von Prodromos nach Naoussa.










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