Als in der Frühe erschien die rosenfingrige Eos

„Als in der Frühe erschien die rosenfingrige Eos“ bzw. je nach Übersetzung auch „Als dann die rosenfingrige Eos, der Morgen, erschien“ – der Vers stammt aus Homers Odyssee und bezieht sich auf die Göttin der Morgenröte in der griechischen Mythologie, Eos. Der Vers wird mehrfach formelhaft verwendet, um den Sonnenaufgang zu beschreiben. „Rosenfingrig“ bezieht sich auf die farbigen Strahlen, die den Morgenhimmel malen. Eos ist die Schwester des Sonnengottes Helios und der Mondgöttin Selene. 

Ich hatte es an diesem Morgen geschafft, rechtzeitig aufzustehen und mit Stativ, Grauverlaufsfiltern und Weitwinkel-Objektiv loszuziehen. Die dornigen Büsche oberhalb der Siedlung von Krotiri sollten einen guten Vordergrund abgeben. Sie wurden dabei auch Ursache für einige schmerzhafte Stiche; die letzten Dornen habe ich mir übrigens erst zwei Wochen nach der Reise aus der Haut entfernt.

Heute hatte ich zudem Glück mit den hoch aufragenden Wolkenformationen, die im Süden ostwärts ziehend, noch die Plastizität verstärkend, seitlich angeleuchtet wurden und dann erst später die Sonne verdeckten.

Ich hatte nach interessanten Kompositionen gesucht und diese mit den knorrigen Ästen und spitzen Dornen in herbstlichen Farben im Vordergrund, den weissen kubischen Gebäuden im Mittelgrund und den changierenden Farben des Morgenhimmels im Hintergrund – von Violett bis Rot – auch gefunden. Heureka!

Ich hatte insgesamt Glück, dass ich  in der Woche auf Paros ein abwechslungsreiches Wetter erleben durfte – von Regen und Wind bis zu herbstlicher Wärme bei wolkenlosem Blau war alles dabei. Diese Vielfalt ermöglichte unerwartete wie auch ungewöhnliche Motive und Stimmungen. Das kann den Reiz der Reise- und Landschaftsfotografie ausmachen, wenn man nicht unbedingt zu den Bilderplanern („Picturemaker“) gehört, die vorab z.B. per App Ort und Zeitpunkt, Wetter und Sichtbarkeit, Motiv und Perspektive akribisch planen. Könnte ich auch, ist aber eher nicht mein Stil.

Der Regenbogen, welcher dem abziehenden Schauer folgte, war wie ein Zeichen, ein leuchtender Gruß zum Abschied. Am kommenden Tag reisten wir leider wieder aus Paros ab. Wir hoffen jedochj auf ein baldiges Wiedersehen mit Griechenland.