Moderne Zeiten im Hafen von Genua

Der Hafen von Genua gehört immer noch zu den wichtigsten Häfen im Mittelmeer und dehnt sich über viele Küstenkilometer aus. Neben weiten Landungspiers und Verladeanlagen für Waren oder Container liegt das Passagierterminal im Zentrum, an der geschützen Bucht des historischen Hafens. Dort landen die zahlreichen Mittelmeerfähren und heutzutage riesigen Kreuzfahrtschiffe an. Liegt eines dieser mehr als 10-stöckigen, weissen Riesen im Hafen, überragen diese bei weitem die bunten und deutlich kleinere Gebäude der Altstadt von Genua, die direkt hinter dem Hafen beginnt.Für die Anreise nach Sardinien ist die Fährüberfahrt von Genua ein besondere Bereicherung, weil man dabei noch eine Minikreuzfahrt erleben kann. Ich hatte für meine Familie eine Nachtfähre gewählt, die  gegen 22 Uhr ausläuft und in Olbia gegen 8 Uhr ankommt. Das gab uns die Möglichkeit, zuvor einige Sehenswürdigkeiten wie den alten Hafen und die Altstadt zu erkunden, um dann rechtzeitig das Auto in der Warteschlange abzustellen, um das Spektakel des Boardings mitzumachen und dann beim Auslaufen vom Oberdeck das Panorama von Genua und der ligurischen Küste bei Nacht zu betrachten. Nach einer ruhigen und erholsamen Nacht ist die Ankunft im Golf von Olbia zum Sonnenaufgang ein bezeubernder Beginn einer Reise auf die Insel.

Das Beladen und Einschiffen ist immer wieder ein Erlebnis. Die über Stunden am Anleger ankommenden Fahrzeuge stehen in langen Reihen vor der Wasserkante, alleine schon im Wirrwarr der kurvenreichen und oft schwer verständlich ausgeschildetren Zufahrten zum richtigen Parkplatz zu finden, ist ein Abenteuer. Dann heisst es Warten – Kinder toben herum, Erwachsene vertreten sich die Beine, rauchen oder beobachten gelangweilt den Schiffsverkehr. Sobald die Fähre einläuft, virbriert die Luft nicht nur wegen des kraftvollen Schiffsdiesels, die Passagiere beginnen sich wieder zu sortieren und zu den Fahrzeugen zu bewegen. Dabei dauert es noch ca. eine Stunde, bis sich der riesige Bauch der Fähre geleert hat.

Dann erwacht die Fahrzeugmasse zum Leben, Motor für Motor startet lautstark und auf Befehl der Helfer rollen die Autoschlangen nacheinander durch das grosse Tor ins Innere. Reifengummi quietscht auf nassem Stahl, während ich über mehrere Rampen drei Stockwerke im Kreis nach oben gelotst werden. Die Luft wird stickiger, heisser und riecht nach Diesel. Schliesslich werden wird so eng zum Parken eingewiesen, dass wir gerade noch aus den Türen aussteigen, die vorbereiteren Koffer mit den Utensilien für die Nacht aus dem Kofferaum holen und schnellstens ins Treppenhaus zu den Kabinen huschen können. Das ist aber bald vergessen und wir sitzen bei einem küheln Bier in der noch warmen Abendluft an der Bar am Oberdeck und beobachten, wie das Schiff langsam aus dem Hafen gleitet und die Lichter der Küste nach und nach im Dunkel der Nacht auf See verschwinden.

Entgegengesetzt läuft das dann auf der Rückfahrt nach Genua ab. Dabei habe ich einmal beim Warten vergessen, die Klimaanlage auszuschalten. Als es losging, war die Batterie leer. Alle Autos sausen natürlich um mich herum vorbei, um schnellstens selbst in die Fäher zu kommen. Ich mache mir ensthaft Sorgen, ob ich auf die Fähre komme oder in Olbia stehenbleibe, werden mich die Hafenmitarbeiter ins Schiff schieben oder schleppen – und das auf Italienisch erklären? Nach bangen Minuten hält ein anderer Urlauber an, stellt sich vor mich und hilft mit dem Überbrückungskabel – ich fahre ein paar Runden und hoffe, dass der Ladezustand dann für das Starten in Genua reicht. Zur Sicherheit parkt mein Helfer neben mir – und ich spendiere ihm ein paar Bier als Dank.

 

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