Dan Kieran – Slow- Travel – die Kunst des Reisens

Blick aus dem Flugzeug von Mailand anch Stuttgart auf die Alpem

Dan Kierans Buch „Slow Travel“ setzt sich mit der Frage auseinander, wie Reisen „wahrhaftiger“ erlebt werden. Neben eigenen Erfahrungen werden andere Reiseschriftsteller zitiert, die Gehirnforschung herangezogen und philosophische Betrachtungen angestellt. Alles kurzweilig und unterhaltsam, einige Gedanken kenne ich bereits von anderen Schriftstellern, aber Dan Kieran bringt viele neue Perspektiven und Verweise auf auch für mich noch weniger bekannte Autoren ein.

Langsames Reisen wird oft mit intensiverem Reisen gleichgesetzt, das Reisen mit dem Flugzeug eher abgelehnt: „Ein guter Flug wird durch Negative definiert“, wie der weit gereiste Paul Theroux ausführt: „Man wurde nicht entführt, man ist nicht abgestürzt, man hat sich nicht übergeben, hatte keine Verspätung, fand das Essen nicht ekelerregend. Also ist man dankbar.“ Davon abgesehen, dass dies auch ebenso auf andere Verkehrmsittel, von der alten Postkutsche bis neuerdings auf die Deutsche Bahn zutrifft, vermisse ich jene Offenheit und Neugier, die ansonsten für sich propagiert wird.

Ich jedoch liebe das Fliegen und die einzigartigen neuen Eindrücke, z.B wenn das Flugzeug zwischen wattigen Wolkentürmen hindurch schwebt, die Farbstimmungen beim Übergang von der Dämmerung in die Nacht oder der Blick auf hell erleuchtete Städte bei Nacht. Ich kann stundenlang auf die Erde herabblicken oder aus den Mustern von Wäldern, Seen, Verkehrstrassen oder Ortschaften im jahreszeitlichen Wandel auf die Geländeformen schliessen und erstelle so eine Landkarte aus persönlicher Wahrnehmung, an deren Lebendingkeit keine Satellitenaufnahme oder google maps herankommt, oder versuche mir vorzustellen, was die Menschen unter mir gerade tun. Die Perspektive auf die Weite des Horizonts weckt andere Assoziationen und Gedanken in mir, die sich weniger konkret mit einer Situation oder einem Ort verbinden, aber grundsätzlicher, abstrakter und gerne auch philosophisch sich mit dem Unterwegssein und meinem Selbst befassen.

 

 

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