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Lebendige Geschichte – Praia

Ein kapverdischer JungeDie Holzplanken der Karavellen ächzen unter den neu hinzugeladenen Lasten. Die schweren Taue knirschen unter dem Zug des Ankers. Die Skelette der Schiffsaufbauten tanzen den Todesreigen für viele der armen Afrikaner, die mit lautem Peitschengeknall unter Deck gepfercht werden. Plötzlich erschallt der Ruf : „Piraten in Sicht!“. Die wohlgeordnete Szenerie verfällt ins Chaos. Hastig räumen Händler ihre wertvollen Habseligkeiten zusammen, ganze Familien sieht man eilig davonstürmen; es herrscht das blanke Entsetzen in den Gesichtern der Menschen. Wieder einmal wird geraubt, gebrandschatzt und gemordet werden.

Während wir von der letzten Etappe der Reise von Fogo nach  Santiago unterwegs sind,  läuft vor meinem geistigen Auge eine Szene ab, wie sie sich vor 400 Jahren abgespielt haben könnte. Ich gehe in der Geschichte der Insel Santiago spazieren und sehe die Schiffe der Freibeuter John Hawkins, Lovelle, Drake und Jack Cassart. Mir begegnen die Navigatoren Bartholomeus Diaz, ich erblicke Christoper Kolumbus und Vasco Da Gama im Gespräch vertieft und ziehe meinen Hut vor James Cook. Ja sogar Alexander von Humboldts vielbeschäftigten Kopf scheine ich im Gewirr der Menschen in Raum und Zeit erkannt zu haben. Die Verdichtung der Geschichte zeigt die Bedeutung der Häfen von Santiago, der alten Hauptstadt Cidade Velha und Kapverdes neues politisches Zentrum Praia. Vom neuen Hafen wird die einfache Struktur der Stadt ersichtlich. Zwischen den Stadtvierteln in breiten Trockentälern erhebt sich auf einem Felsplateau die Oberstadt 30 m über das Meeresniveau. Auf einer Fläche von 500 x 300 m konzentriert sich die Administration der Kapverden, mit Ausnahme der Nationalversammlung. Diese liegt etwas vorgelagert im besseren Viertel der Stadt Prainha, das sich auf einer Landzunge bis zum Leuchtturm Ponte Emerosa erstreckt. Weiterlesen

Auf dem Markt von Praia

Marktfrau in Praia, Kapverden

Obwohl die kapverdischen Inseln in den 90-er Jahren von UN-Lebensmittelhilfen abhängen, zeigt sich an einigen Märkten dennoch die grosse Vielfalt und Reichhaltigkeit des einheimischen Angebots an Früchten, Gemüsen, Fisch und Fleisch.

Ein kapverdischer Junge

Ein kapverdischer JungeDie junge Generation ist die Hoffnung der Kapverden. Mit einer guten Ausbildung werden sie ein Karriere im Ausland oder zuhause, z.B. in der aufstrebenden Tourismusbranche, schaffen.

Zwei kapverdische Mädchen

Kapverdische Mädchen in Praia

Auf den kapverdische Inseln finden sich alle Mischungen von Haut- Haar- und Augenfarbe, weil sich in der langen Geschichte des Sklavenhandels und der Kolonialzeit auf den Kapverden die Menschen unterschiedlichester Herkunft vermischt haben.

Die kapverdischen Inseln

Hafen von Ponta do Sol, Santa Antao, KapverdenAusgebeutet und vergessen liegt die Inselgruppe der Kapverden im Dreieck der Kontinente Südamerika, Afrika und Europa. Verbrannte Erde und fruchtbare Täler, Wüsten, Gebirge und Vulkane unter dem stetig wehenden Passatwind bilden einen kargen Lebensraum. Eine junge Generation tritt das Erbe aus Überresten portugiesischer Kolonialherrschaft, des Sklavenhandels sowie der sozialistischen Ideologie an und schafft sich eine neue eigene Identität. Nur einige Aspekte, die den Kapverdischen Inseln mit ihrer herausragenden Lage 500 km westlich von Afrika und umgeben von der weiten Fläche des atlantischen Ozeans, eine besondere Anziehungskraft verleihen.

Seit dem 15. Jahrhundert knüpften europäische Seefahrer neue Verbindungen von den Kapverden in die Welt und boten für viele Menschen eine Entkommen aus elenden Zuständen. Die Landung der Seemacht Portugal auf den bis dahin wahrscheinlich unbewohnten Inseln im Jahre 1456 war der Beginn von gewaltigen Veränderungen und einer wechselvollen Geschichte, die als weiteres Beispiel kolonialistischer Denk- und Handelsweise mit dem Schicksal Afrikas und Südamerikas verglichen werden kann. Nach Entdeckern und Forschern folgten rasch Kolonialherren, christliche Missionare, Sklavenhändler, Kaufleute und Siedler, aber auch Piraten auf den Archipel und prägten dessen Erscheinungsbild sowie das Schiksal der Bewohner, von dem bis heute nicht viel nach Europa vorgedrungen ist. Weiterlesen